Blutiger Juli für Afghanistan-Truppen

Britischer Armeechef fordert Verstärkung

  • Lesedauer: 2 Min.
Angesichts beispielloser Verluste im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan wächst bei den internationalen Truppen die Sorge, am Hindukusch ins Hintertreffen zu geraten.

London/Kabul (AFP/ND). Der britische Armeechef Richard Dannatt forderte am Freitag Verstärkung, tags zuvor hatte US-Generalstabschef Michael Mullen gewarnt, »sehr schwierige Kämpfe« stünden bevor. Der Juli ist schon jetzt der blutigste Monat seit Beginn des Einsatzes. Dannatt zog in der BBC eine vorübergehende Verstärkung der Truppen im umkämpften Süden Afghanistans in Betracht.

Zusätzliche Bodentruppen – britische, afghanische oder US-Truppen – seien notwendig, sagte Dannatt, der im kommenden Monat in Pension geht. Er denke an eine »kurzfristige Aufstockung« für »zwölf bis 18 Monate«, bis die afghanische Armee »dort unten« die richtige Stärke habe.

Zugleich warnte Dannatt, die britischen Truppen nach der afghanischen Präsidentenwahl im August von 9000 Soldaten wieder auf den Stand von 8300 Soldaten zu reduzieren. Das wäre aus militärischer Sicht genau das Falsche. Der Regierung werde er eine »Einkaufsliste« für Ausrüstung vorlegen. Er forderte, dass der Gefahr durch ferngezündete Bomben und selbst gebaute Sprengsätze mehr Beachtung geschenkt werde. Im Juli wurden bereits 16 britische Soldaten in Afghanistan getötet, seit Beginn des Einsatzes sind es damit 185.

Insgesamt wurden seit Beginn des Afghanistan-Einsatzes Ende 2001 in einem Monat noch nie so viele ausländische Soldaten in Afghanistan getötet wie im Juli. Bereits bis Mitte des Monats kamen am Hindukusch 47 Angehörige der ausländischen Streitkräfte um, wie aus einer Zählung der unabhängigen Website icasualties.org hervorgeht. Zuvor hatte es seit Beginn des Einsatzes erst zweimal vergleichbar hohe Totenzahlen gegeben, als im Juni und August 2008 jeweils 46 ausländische Soldaten ums Leben kamen.

Damit starben seit Jahresbeginn bereits 203 ausländische Soldaten am Hindukusch.

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