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Der Staat als Werftenkunde

Gewerkschaft schlägt Treuhand-Modell für taumelnde Schiffbauer vor

  • Velten Schäfer, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei Werften, denen in der Krise die Kunden abspringen, soll sich, so die IG-Metall-Bezirksleiterin Jutta Blankau, der Staat engagieren. Dieses Modell könnte auch für Wadan gelten.

Bei den Wadan-Werften sind die Tage des Zitterns gekommen. Über Wohl und Wehe entscheiden die Verhandlungen, die Insolvenzverwalter Marc Odebrecht gestern mit der Stena-Reederei führen wollte: Kaufen die Schweden ihre bestellten Schiffe – und zu welchem Preis?

Bis zum Abend war noch nichts über die Ergebnisse von Odebrechts lebenswichtiger Schweden-Mission bekannt. Unterdessen hat an der Küste die Diskussion darüber begonnen, wie die Politik besser in die Werftenkrise eingreifen könne. IG-Metall Bezirksleiterin Jutta Blankau etwa fordert eine Art Treuhand-Modell: Der Staat solle demnach Schiffe, die gebaut, aber nicht abgenommen werden, vorläufig übernehmen, um sie bei einem Anziehen der Konjunktur absetzen zu können. Die Schiffe seien ja »reale Werte«, so Blankau. Der Rostocker Bevollmächtigte Rüdiger Klein beklagte derweil, dass die Politik die Werften nicht ernst genug nehme: »Gegen die Banken-Rettungsschirme sind die bisherigen Massekredite für die Wadan-Werften doch nichts.« Klein warnte vor »sozialem Unfrieden«, sollten die Werften geschlossen werden.

Bei Wadan wurde auch gestern an Auffangmodellen für den Fall der Schließung gearbeitet. Diese droht schon im August, sollte sich Stena nicht zu ihrem Auftrag bekennen. Die symbolische Werftbesetzung wurde indessen beendet.

Es gibt aber auch noch gute Nachrichten aus dem Schiffbau an der Ostsee. Gerade konnten die kleineren Schiffbauer einen Auftrag verbuchen. Die Bremer Hegemann-Gruppe, zu der die Stralsunder Volkswerft und die Wolgaster Peenewerft gehören, baut für 100 Millionen Euro ein Spezialschiff für eine Bremer Reederei. Es gibt einen Finanzierungsvorbehalt, doch die Gruppe, die bisher kaum Staatshilfe brauchte, ist optimistisch. Auch Kurzarbeit sei kein Thema, so Eigner Detlef Hegemann am Donnerstag in Wolgast.

Zudem kann sich Hegemann über die lange geforderte Ausbaggerung der Peene freuten, für die ebenfalls am Donnerstag der erste Spatenstich getan wurde. Vor einigen Jahren hatte er die Schließung der Weft angedroht, falls der Fluss nicht vertieft werde.

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