Vietnamesen schwer verletzt

Messerstecherei in Hellersdorf / Gewalt unter Zigarettenhändlern steigt wieder

  • Marina Mai
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Donnerstag kam es um die Mittagszeit zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Messern und Knüppeln unter Vietnamesen, bei denen drei Männer schwer verletzt wurden. Einer von ihnen schwebte mehrere Stunden lang in Lebensgefahr.

Etwa 20 Landsleute waren im Innenhof eines Wohnhauses an der Stendaler Straße in Streit geraten und gingen mit Messer und Knüppeln aufeinander los. Anwohner hatten die Polizei gerufen. Drei Männer erlitten schwere Stichverletzungen und wurden in Krankenhäuser gebracht.

Sechs Vietnamesen konnten am Tatort festgenommen werden. Die übrigen Beteiligten entkamen unerkannt. Gegen drei der Festgenommenen sollte noch am Freitag Haftbefehl beantragt werden. »Die Ermittlungsergebnisse legen nahe, dass sie für die schweren Verletzungen ihrer Landsleute verantwortlich sind«, sagt ein Polizeisprecher. Die anderen drei wurden gestern wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Polizei geht davon aus, dass es bei den Auseinandersetzungen um den illegalen Zigarettenhandel ging. »Die Ermittlungen gestalten sich aber schwierig, weil die Männer nicht mit der Polizei kooperieren«, so der Polizeisprecher. »Sie geben ja nicht einmal zu, verletzt zu sein, obwohl das offensichtlich ist.« Von dem Innenhof in Hellersdorf führte eine mehr als 100 Meter lange massive Blutspur bis zu der Stelle, wo die Schwerverletzten zusammengebrochen waren. Der am stärksten verletzte Mann war zu Redaktionsschluss noch nicht vernehmungsfähig. »Ich bin aber nicht optimistisch, dass er mehr sagt als die anderen«, so der Sprecher.

Auseinandersetzungen unter illegalen Zigarettenhändlern nehmen wieder zu. Erst im Mai wurde dabei ein Händler durch Landsleute getötet. Der illegale Zigarettenhandel und die damit einhergehende Kriminalität geht aber nicht von ehemaligen Vertragsarbeitern aus. Die Händler sind Neuankömmlinge aus Mittelvietnam, die in den letzten Jahren von ihren Familien zum Geldverdienen nach Europa geschickt wurden. Sie müssen Schlepperschulden abarbeiten und ihren Familien in Vietnam Geld schicken. Eine neue Gruppe sind Vietnamesen, die in den letzten vier Jahren legal als Arbeitskräfte von tschechischen Firmen angeworben wurden und in der Wirtschaftskrise den Job verloren.

Zu rechnen ist künftig auch mit Neuankömmlingen aus Russland: In Moskau wurde Ende Juni der Tscherkisowski-Markt durch die Behörden geschlossen. Russische Quellen sprechen von 100 000 Arbeitslosen, darunter viele Vietnamesen. Viele von ihnen werden ihr Glück in Westeuropa versuchen, und Berlin ist da die Drehscheibe.

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