Erfolg bringt Geldsorgen

Volleyballer wollen in die teure Weltliga und sind sauer auf den Weltverband

  • Lars Becker, SID
  • Lesedauer: 2 Min.

Deutschlands Volleyballer feierten nach dem Europaliga-Sieg bis in die Nacht am Strand von Portimao, aber der wichtigste Triumph der vergangenen Jahre bringt große Probleme mit sich. Das Ticket für die Qualifikation zur mit 20 Millionen Dollar dotierten Weltliga, die niemand auf dem Plan hatte, ist gelöst. Der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) muss dafür jedoch bis zum 31. Juli über 250 000 Euro organisieren und will erst dann über eine Teilnahme entscheiden.

Der neue Bundestrainer Raul Lozano übt derweil harsche Kritik am Weltverband FIVB: »Natürlich wollen wir gern Weltliga spielen. Aber der Ablauf macht sinnvolles Planen unmöglich. Das ist ein Desaster.« Erst in der vergangenen Woche hatte die FIVB bekanntgegeben, dass der Europaliga-Sieger erstmals bei der Weltserien-Qualifikation antreten darf. Nun schaffte Deutschland mit einem 3:2 (25:20, 21:25, 25:20, 17:25, 15:7) im Finale gegen den zuvor in 13 Europaliga-Spielen ungeschlagenen Europameister Spanien prompt den Sieg.

Nach der ebenfalls gegen den Willen Deutschlands um eine Woche vorverlegten WM-Qualifikation in Finnland (7. bis 9. August) stünden nun Spiele voraussichtlich gegen Puerto Rico an. Im Falle eines Sieges käme es zum entscheidenden Relegationsduell gegen einen der diesjährigen Weltliga-Letzten Venezuela oder Japan. Das alles wohl nach der EM in der Türkei (3. bis 13. September), wenn die Nationalspieler eigentlich längst bei ihren Klubs sein sollten.

»Es wird vor allem finanziell schwierig, aber wir werden um die Weltliga kämpfen. Ohne sie kommen wir nicht weiter nach vorn«, sagte DVV-Sportdirektor Günter Hamel. Nun müssen Ausrichterstädte für die Ausscheidungsrunden und die Weltliga gefunden sowie Verhandlungen mit TV-Sendern geführt werden. Neben der Startgebühr für die Weltliga von etwa 175 000 Euro könnten weitere 80 000 Euro an TV-Produktionskosten auf den chronisch klammen DVV hinzukommen.

»Die Weltliga ist genau das, was wir brauchen, um noch besser zu werden«, sagt Routinier Eugen Bakumowski. In Portugal war das deutsche Team auch ohne Kapitän Björn Andrae und Stammzuspieler Simon Tischer stark genug, um erstmals die Europaliga zu gewinnen. »Das war vielleicht nicht der hochwertigste Erfolg, aber einer der schönsten. Es ist einfach toll, mal ganz oben zu stehen«, sagte Jochen Schöps mit Blick auf die neunten Plätze bei WM und Olympia. Er wurde als wertvollster Spieler ausgezeichnet, Georg Grozer als bester Blocker.

Gestern flog die Mannschaft wieder ins Trainingslager. Lozano: »Die schwereren Aufgaben liegen noch vor uns.« Dem Europaliga-Sieg sollen die WM-Qualifikation und eine EM-Medaille folgen. Und – trotz aller Probleme – die Qualifikation für die Weltliga.

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