nd-aktuell.de / 21.07.2009 / Politik / Seite 13

Mauretaniens Frauen wehren sich

Von Ebrima Sillah, Nouakchott (IPS)

Auf dem Heiratsmarkt Mauretaniens sind wohl genährte Bräute heiß begehrt. Viele junge Mädchen werden regelrecht gemästet, damit sie dem traditionellen Schönheitsideal potenzieller Ehemänner genügen. Doch inzwischen mehrt sich Widerstand gegen diese und andere Traditionen, die Männern die Macht über den weiblichen Teil der Bevölkerung sichern.

Im Dezember ging eine Gruppe junger Frauen auf die Straße, um gegen das Frauenmästen zu protestieren. Mit ihrer selbstbewussten Demonstration zeigten Frauen nicht zum ersten Mal, dass sie die traditionellen Werte und Rollenzuweisungen in einer von Männern bestimmten Gesellschaft nicht länger akzeptieren. Sie sind dabei, sich in der Politik, in der Wirtschaft und in anderen öffentlichen Bereichen einen Platz zu erobern.

2006 schickte eine neu gegründete Frauenpartei erstmals eigene Kandidatinnen in den Wahlkampf. Zu einem Sitz im Parlament reichte es zwar nicht, doch der Anspruch der Frauen auf Eigenständigkeit ist öffentlich angemeldet. Immerhin hatte schon 1987 mit der Bergbauministerin Khadijatou Bint Ahmed eine Frau den Sprung ins mauretanische Kabinett geschafft. Die Regierung unterstützt in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen (NRO) und einheimischen Frauenrechtsgruppen die Forderungen fortschrittlicher Frauen. So bemüht sich die NRO Terre Vivante, armen Mädchen auf dem Land und in den Elendsvierteln der Millionenstadt Nouakchott neben Lesen und Schreiben auch gärtnerische und betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse beizubringen – 20 000 allein in den letzten vier Jahren. Heute leiten viele von ihnen in ihren Gemeinden eigene Gartenbauprojekte oder Geschäfte.