Neue Hürden bei Porsche

Steuerlast könnte Geschäft verhindern / Jurist: Streiks sind illegal

  • Lesedauer: 3 Min.

Stuttgart/Wolfsburg (dpa/ND). Bei der geplanten Übernahme von Porsche durch VW werden immer neue Hürden aufgebaut – ein völliges Scheitern des Deals gilt aber als unwahrscheinlich. Zugleich wird die Auseinandersetzung um das Projekt schärfer. Nach den Ankündigungen massiver Proteste bis hin zu Streiks durch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück wurden am Montag mögliche steuerliche Probleme bekannt. Das Geschäft könnte am Finanzamt sogar noch platzen, schrieb die »Süddeutsche Zeitung« unter Berufung auf Porsche-Aufsichtsratskreise. Es drohten Steuerzahlungen von bis zu drei Milliarden Euro. Ein VW-Konzernsprecher sagte: »Das ist ein durchsichtiger Versuch, eine gute unternehmerische Lösung zu torpedieren.«

Das Steuerproblem könnte dadurch entstehen, dass der Buchwert der Porsche AG deutlich niedriger ist als der Preis von acht Milliarden Euro, den VW für die Komplettübernahme der Porsche AG in zwei Schritten wohl zu zahlen bereit ist. Laut Zeitungsbericht würden aber bereits Vorschläge erarbeitet, das Problem zu vermeiden.

Mitten in dem Übernahme-Poker ging die Aktie von Volkswagen am Montag auf Talfahrt. Das Papier sank bis Mittag um fast acht Prozent auf rund 230 Euro. Händler verwiesen auf ein ganzes Bündel von Belastungsfaktoren. So werde die Transaktion offenbar teurer als gedacht. Außerdem könnte sich die Entscheidung noch bis Ende Juli hinziehen.

Der VW-Aufsichtsrat will am Donnerstag eine Grundsatzvereinbarung beschließen. Danach soll VW die Porsche AG in zwei Schritten übernehmen und in den Wolfsburger Konzern eingliedern. Porsche soll als zehnte Marke eigenständig weitergeführt werden. Mit dem Erlös soll die Porsche SE ihre Schulden weitgehend tilgen können. Porsche hatte sich mit der geplanten Übernahme von VW verhoben und sitzt auf rund zehn Milliarden Schulden. An dem vereinten VW-Porsche-Konzern sollen die Familien Porsche und Piëch zu über 50 Prozent beteiligt sein, das Land mit 20 und das Emirat Katar mit bis zu 19,9 Prozent.

Die Entscheidung könnte sich allerdings noch eine weitere Woche hinziehen. Das Thema solle auf der Aufsichtsratssitzung noch nicht abschließend verhandelt werden, hieß es am Montag in Unternehmenskreisen. Eine Woche später findet in Stuttgart erneut eine Sitzung des Gremiums statt, wo der Beschluss dann erwartet wird.

Die von Betriebsratschef Hück angekündigten Protestaktionen der Belegschaft gegen eine Übernahme durch VW sind aus Sicht eines Arbeitsrechtlers ein »stumpfes Schwert«. »Das ist eine Drohung, die zwar VW treffen soll, aber letztlich Porsche schadet«, sagte Prof. Hermann Reichold am Montag mit Blick auf Produktionsausfälle. Wenn sich die Arbeitnehmerschaft gegen die Übernahme stelle, sei das kein Grund zur Sorge für VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. »Denn kein Arbeitnehmer wird deshalb seine Kündigung einreichen, zumal in diesen schlechten Zeiten.« Überdies sei ein Streik illegal.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal