Identitäts-Spagat

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Studie der Volkssolidarität führt es uns wieder einmal deutlich vor Augen: Hier wächst nichts zusammen. Bei vielen Ostdeutschen wächst lediglich das Gefühl, irgendwie nicht dazuzugehören. Einerseits will nur eine Minderheit die DDR zurück, andererseits fühlt sich aber auch nur ein Viertel der Befragten als Bundesbürger. Die DDR ist für Millionen ein Teil ihrer Biografie, für den sie sich nun aber schämen sollen. So vollführen viele einen Identitäts-Spagat. Denn mittlerweile existiert die DDR im medialen Bewusstsein nur noch als Schreckensregime einer greisen Diktatoren-Clique. Die Aufarbeitung der Diktatur, um die sich Filmproduzenten und Redakteure angeblich bemühen, folgt dabei einer einfachen Logik: Wer in der DDR lebte, der machte sich mit schuldig, der gab auch sein Einverständnis zu Mauerbau und Stacheldraht. Die Duckmäuser und Täter blieben in der Zone. Die Mutigen und Freiheitsliebenden jedoch flohen, stellten einen Ausreiseantrag oder gründeten das Neue Forum.

Dabei zeigt die Studie auch, was sich Ostdeutsche am sehnlichsten wünschen: Die Anerkennung ihrer Lebensleistung in der DDR. Es war durchaus möglich, zwischen Elbe und Oder ein anständiges Leben zu führen – trotz aller Schwierigkeiten. Doch solange man das Phänomen DDR durch die Brille der Sieger betrachtet, solange wird sich auch ein Riss durch Deutschland ziehen.

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