Kadyrow sieht sich verleumdet

Klage gegen Memorial?

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: 2 Min.
Tschetscheniens Präsident Ramsan Kadyrow, von russischen Menschenrechtlern für die Ermordung der Aktivistin Natalja Estemirowa in der vergangenen Woche verantwortlich gemacht, will die Bürgerrechtsorganisation Memorial verklagen.

Wegen Verletzung der Ehre seines Mandanten hat Kadyrows Anwalt Andrej Krasnenkow nach eigenen Worten eine Klage aufgesetzt. Aussagen des Memorial-Koordinators Oleg Orlow, der Kadyrow die Verantwortung für den Mord an der Memorial-Mitarbeiterin Estemirowa zugewiesen hatte, seien »pure Verleumdung«, sagte Krasnenkow der Agentur »Interfax«. Orlow selbst sieht der Klage »gelassen entgegen«, denn er könne seine Vorwürfe beweisen, vertraute er einem Radiosender an.

Russlands Präsident Dmitri Medwedjew hatte sich schützend vor Kadyrow gestellt. »Die das Verbrechen verübt haben, rechneten eben darauf, dass sofort die primitivsten und für die Obrigkeit unangenehmsten Versionen verbreitet werden«, antwortete er unmittelbar nach dem Mord auf die Frage, ob Kadyrows Rolle in dem Fall zu untersuchen sei. Gleichzeitig attestierte er Estemirowa und Memorial eine »sehr wichtige und nützliche Tätigkeit«. Auch »Westi Nedjeli«, der politische Wochenrückblick des Fernsehsenders RTR, machte am Sonntagabend mit dem Mord an Estemirowa auf und würdigte die Verdienste von Memorial. Was man lange nicht gesehen hatte: In der Sendung kamen ausführlich auch Kritiker der Moskauer Kaukasus-Politik zu Wort, darunter Swetlana Gannuschkina, Vorsitzende des Flüchtlingshilfswerks »Zivile Unterstützung«, und Ljudmila Alexejewa, Chefin der Moskauer Helsinki-Gruppe. Die gesamte Bürgerbewegung, so Alexejewa, werde Memorial und Orlow nicht im Stich lassen. Kadyrow habe schon mehrfach versucht, Orlow wegen Verleumdung zu verklagen, sei jedoch stets gescheitert.

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