Wässrige Vergangenheit

Sah die Venus früher aus wie die Erde?

  • Martin Koch
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Venus gehört zu den inneren Gesteinsplaneten. Sie umkreist die Sonne in etwas geringerem Abstand als die Erde und hat fast die gleiche Größe, Dichte und Masse wie diese. Trotzdem herrschen auf der Venus extrem lebensfeindliche Bedingungen. Die mittlere Temperatur liegt bei 464 Grad Celsius, der Druck auf der Oberfläche ist enorm hoch und die Atmosphäre besteht größtenteils aus Kohlendioxid.

In der Vergangenheit jedoch scheint die Venus der Erde viel ähnlicher gewesen zu sein. So gab es dort vermutlich einen Ozean aus flüssigem Wasser und tektonische Aktivitäten. Grund für diese Annahme sind neue Messdaten der Sonde »Venus Express«, die 2006 von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA gestartet wurde und seitdem unseren Nachbarplaneten umkreist.

Weil sichtbares Licht die dicke Wolkenhülle der Venus nicht zu durchdringen vermag, haben die ESA-Forscher über 1000 Infrarotaufnahmen gemacht. Auf diese Weise konnten sie nicht nur die chemische Zusammensetzung des Venusgesteins ermitteln. Die Daten legen überdies den Schluss nahe, dass es sich bei den Hochplateaus der Venus um urzeitliche Kontinente handelt, die durch vulkanische Aktivitäten entstanden sind und früher von einem Ozean umgeben waren.

»Auf den Hochplateaus sieht das Gestein anders aus als in anderen Regionen«, sagt Nils Müller vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das belegt ein Vergleich der neuen Venusbilder mit Aufnahmen von acht sowjetischen Sonden, die in den 70er und 80er Jahren gewissermaßen im Tiefland unseres Nachbarplaneten gelandet waren. Dass dort vorhandene Gestein ist basaltartig und erscheint dunkler als das Gestein auf den Hochplateaus, das mit großer Wahrscheinlichkeit aus Granit besteht.

»Wenn es aber Granit auf der Venus gibt«, folgert Müller, »dann muss es auch einen Ozean und Plattentektonik gegeben haben.« Das Wasser, das notwendig war, damit überhaupt Granit entstehen konnte, ist natürlich längst verdampft. Vulkanismus wäre auf der Venus dagegen noch heute denkbar, obwohl die jetzt gemessenen Temperaturschwankungen auf der Oberfläche dafür etwas zu klein ausgefallen sind. Für Müller stellen diese Daten aber nicht das letzte Wort dar: »Die Venus ist ein großer Planet, der von radioaktiven Elementen in seinem Innern aufgeheizt wird. Er sollte daher so viel Vulkanismus aufweisen wie die Erde.«

Eine Frage allerdings ist nach wie vor ungeklärt: Gibt es Leben auf der Venus? Vor wenigen Jahren noch wäre die Antwort darauf ein klares Nein gewesen. Inzwischen aber wollen einige Forscher nicht ausschließen, dass die Atmosphäre in einer Höhe von 50 Kilometern so beschaffen ist, dass dort zumindest Mikroben existieren könnten.

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