Kommt eine große Depression?

Die vier industriellen Weltwirtschaftskrisen im Vergleich. Vorabdruck aus einem neuen Buch von Karl-Heinz Roth

Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise habe ihren Tiefpunkt erreicht, hieß es kürzlich. Erkenntnis oder Glaube? Jedenfalls Zeit für eine Zwischenbilanz. Die zieht Karl-Heinz Roth in seinem am 29. Juli im Hamburger VSA-Verlag erscheinenden Buch »Die globale Krise« (336 Seiten, 22,80 Euro). Es ist der erste Band eines umfänglicheren Projekts »Globale Krise – Globale Proletarisierung – Gegenperspektiven«. Der Autor analysiert den bisherigen Krisenverlauf seit dem Jahreswechsel 2006 / 2007 vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Entwicklung ab Mitte der 60er Jahre und ruft ausführlich die drei großen Krisen des industriellen Kapitalismus im 19. und 20. Jahrhundert in Erinnerung. Aus dem Schlusskapitel, in dem der Autor die heutige mit den vorangegangenen großen Krisen vergleicht, bringen wir nachfolgend einen leicht gekürzten Vorabdruck.

Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die aktuelle Weltwirtschaftskrise Mitte Juni 2009 auf ihren Tiefpunkt zusteuerte. Der komplette Zusammenbruch des Finanzsystems wurde durch massive Stützungsoperationen verhindert, und viele Kapitalvermögensbesitzer erwarten jetzt eine rasche Erholung. Die »Realwirtschaft« schrumpft jedoch trotz der in vielen Ländern aufgelegten Stimulierungsprogramme weiter. Infolgedessen wächst die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Anleger und der Wirklichkeit. Wenn diese Auseinanderentwicklung zwischen dem Finanzsektor und den materiellen Wirtschaftskreisläufen anhält, dann werden sich die positiven Signale auf den Aktien- und Rohwarenmärkten als Strohfeuer erweisen. Der Übergang in eine lang anhaltende Depression des Weltsystems wäre dann nicht auszuschließen. (...)

Wir können die drei globalen Krisen von 1857 bis 1859, 1873 bis 1896 und 1929 bis 1940 bislang nur mit der ersten Hälfte der aktuellen Krise v...


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