Das Lachen – der Anderen

Hochhuths Amok

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Dramatiker Rolf Hochhuth ist verwirrt. Er muss sich das Gemüt verknackst haben, als er kürzlich ins Sommerloch fiel. Das Loch ist tief, liefert aber trotzdem nur ein kleines Echo, und das Echo hat auch noch einen entscheidenden Makel: Es besteht nur aus einem Lachen – der Anderen. Hochhuth ist Witzfigur geworden. Das müsste sich einer wahrlich nicht antun, der eines der aufsehenerregendsten Stücke der bundesdeutschen Geschichte schrieb, den »Stellvertreter«. Man könnte jetzt noch einige weitere Schauspiele Hochhuths nennen, Bücher, Essays, muss sie sogar nennen, um ihn gegen sich selber in Schutz zu nehmen. Denn der Ruhm ist ihm leider nicht zu Kopf gestiegen, wo man, gutwillig, den klugen Geist vermuten will. Nach wie vor. Aber es fällt schwerer und schwerer.

Hochhuth ist Oberbefehlshaber über einen Mietvertrag: Die BE-Immobilie gehört »seiner« Ilse-Holzapfel-Stiftung, und im Vertrag steht, dass Hochhuth im Sommer eigene Stücke im Berliner Ensemble inszenieren darf. Bislang konnte leider nicht vertraglich befohlen werden, dass Publikum kommen müsse. Hochhuths Hochhuth-Sommer-Festspiele waren im Grunde immer Flops. Aber er besteht auf seinem, dem offenbar wahren Gegenwarts- und politischen Theater, jetzt will er sein Stück »Sommer 14« mit arbeitslosen Schauspielern aufführen. Doch das BE ist verschlossen, er kam bis gestern nicht auf die Probebühne, und bald beginnen Schnürboden- Arbeiten. Die geplante Premiere am 22. August ist gefährdet. Hochhuth will kurze Zeit Kanzler im BE werden: »Ich will hier rein.« Er rüttelt, die anderen schütteln sich, wie gesagt: vor Lachen.

Herr H. läuft Amok gegen den Intendanten Peymann. Die »Berliner Zeitung« räumte diese Woche jeden Tag eine Feuilleton-Spalte frei für den großen Kleingeistkrieg des Dramatikers. Tolle Sätze sagt er: »Berlin soll doch Peymann recht bald die gleiche Huld erweisen wie einst Hitler: ihn zum Ehrenbürger ernennen!« Er kündigte Peymann. »Mein Anwalt wird noch in dieser Woche der Kündigung ihre juristische Form geben.« Der Anwalt daraufhin: »Mit mir wird es keine Kündigung geben.« Peymann sandte Gedanken aus Tirol an die »Berliner Zeitung«, »aus dem Gebirge ins Flachland«, sprich: Berlin.

Hochhuth wirft Peymann vor, der führe »90 Jahre alte Stücke des seit 58 Jahren toten Klassikers« Brecht auf, im Glauben, »damit mache er Theater für unsere Zeit«. Und Hochhuth? Führt sich auf, dass jeder sofort merkt, wie lang seine Zeit vorbei ist. hds

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