Klimaschutz wird profitabel

Liechtenstein will Vorreiterrolle im Klimaschutz – Finanzplatz entdeckt Emissionshandel als Nische

  • Katja Fenkart, Vaduz
  • Lesedauer: 3 Min.
Liechtenstein gibt sich ein grünes Image: Der Finanzplatz setzt auf Nachhaltigkeit und will im Emissionshandel Zeichen setzen. Die Klimastiftung Life soll Akteure zusammenbringen und den Klimaschutz im Bewusstsein des Fürstentums verankern.

Der Emissionshandel wird zu einem wichtigen Faktor in der Finanzwelt und hat sich seit 2007 trotz Krise jährlich im Volumen verdoppelt. Eine große Chance für einen Finanzplatz wie Liechtenstein, sagt Regierungschef Klaus Tschütscher: »Wenn wir nicht in den Emissionshandel einsteigen, machen wir einen großen Fehler.« Das kleine Fürstentum geht mit großen Schritten voran. Die Einführung eines Emissionshandels- und eines Energieeffizienzgesetzes war nur der Anfang. Eine Stiftung soll Tempo in das Geschäft mit der Nachhaltigkeit bringen. Die »Liechtensteinische Initiative des Finanzplatzes im Emissionshandel« (Life) will nachhaltige Investitionen im Land etablieren.

Dabei wird ganz Liechtenstein ins Boot geholt. Denn der Klimaschutz wird mehr und mehr zur Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Eberhard Jochem, Klimaexperte von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) bringt es auf den Punkt: »Wenn man einen Hochleistungssport betreibt, kann man dies nicht von der Couch aus machen.« So sei es auch mit dem Klimaschutz. Die neue Stiftung setzt auf eine Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bevölkerung. »Durch Life soll jeder Liechtensteiner ein nachhaltiges Denken entwickeln«, so Simon Tribelhorn, Geschäftsführer der Stiftung.

Doch es geht auch darum, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Stiftungsratspräsident Tschütscher setzt auf die Flexibilität des kleinen Landes: »Wenn wir auf globale Lösungen warten, dann warten wir noch lange.« Wer jetzt Impulse bei marktbasierten Klima- und Umweltmechanismen setzt, habe in diesem Markt später die Nase vorn. Stiftungsträger sind der Liechtensteinische Bankenverband (LBV), die Liechtensteinische Treuhändervereinigung (THV), der Liechtensteinische Anlagefondsverband (LAFV), die Hochschule Liechtenstein sowie die Regierung. Ihr Ziel: Investoren, Anleger, Projektentwickler und Organisationen aus dem In- und Ausland zusammenbringen und eine maßgebliche Position am Finanzmarkt erreichen. Strategien im Nachhaltigkeitsbereich Made in Liechtenstein könnten bald heiß begehrt sein.

Auch die Kompetenz im Land wird immer wichtiger. Der Emissionshandel ist komplex und nachhaltige Anlagen nicht immer nachhaltig. Somit müssten Finanzdienstleister immer stärker kleine Klimaexperten sein, sagt Reto Ringger, Gründer und ehemaliger Generaldirektor von SAM Sustainable Asset Management. »Es gibt noch viel zu wenig Know-how in der Finanzindustrie bezüglich der Analyse von CO2-Risiken und -Strategien.« Wer sich den Markt genau anschaue, könne erfolgreiche Strategien entwickeln. Auf der Gewinnerseite der nächsten Jahrzehnte sieht er kleine, innovative Unternehmen, die auf niedrigen CO2-Ausstoß setzen. Und kleine, innovative Finanzplätze.

Die Voraussetzungen für Liechtenstein sind gut: Etwa 2214 Finanzintermediäre haben hier ihren Sitz. Von der Finanzdienstleistungsbranche wird 29 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Die Wege sind kurz und die Infrastruktur ist gut für innovative Produkte geeignet. Schnell seien Bewilligungsverfahren für die Zulassung neuer Produkte durchlaufen und es bestünde ein effektives Emissionshandelsregister mit niedrigen Gebühren.

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