Gesoffen bis zur Alkoholvergiftung

Regelmäßiges Trinken unter Jugendlichen seltener, aber Trinken bis zum Vollrausch nahm zu

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Alkoholmissbrauch unter märkischen Jugendlichen konnte offenbar zurückgedrängt werden. Gegenüber dem Jahr 2005 ist der regelmäßige Alkoholgenuss bei Mädchen um 25 Prozent und bei Jungen um 15 Prozent zurückgegangen, antwortete Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage. Für die Ministerin ist das ein Indiz dafür, dass die »Prävention erfolgreich« ist. Sie berief sich auf eine Befragung zum Suchtmittelkonsum von Schülern der 10. Klasse, an der sich 12 400 Jungen und Mädchen beteiligt haben.

Doch nahezu verdoppelt hat sich auch die Zahl der Jugendlichen unter 20 Jahren, die aufgrund einer Alkoholvergiftung stationär behandelt werden mussten. Im Jahr 2000 gab es laut Ziegler 296 solcher Fälle, im Jahr 2007 seien es bereits 575 gewesen.

Als besonders riskant gilt den Worten der Ministerin zufolge demnach das Rauschtrinken. 14,5 Prozent der Jungen und 6,2 Prozent der Mädchen haben angegeben, dass sie mehr als einmal in der Woche betrunken sind. Je häufiger Alkohol exzessiv konsumiert wird und je jünger die Kinder dabei sind, um so größer ist das Risiko für eine spätere lebenslange Abhängigkeit, erklärte Ziegler.

Es heißt, dass gerade im Kindeshalter Mädchen genauso bedroht sind, dem Alkohol zu verfallen, wie Jungen. Erst in späteren Jahren neigen die Männer deutlich zu mehr Alkoholmissbrauch als die Frauen. Ziegler verweist in diesem Zusammenhang auf eine Studie aus dem Jahr 2006. Damals mussten demnach 35 Jungen unter 15 Jahren wegen einer gefährlichen Alkoholdosis ins Krankenhaus gebracht werden. Das betraf auch 32 Mädchen dieses Alters. Größere Abstände zeigen sich der Ministerin zufolge erst in höherem Alter. In der Altersgruppe zwischen 15 und 20 Jahren wurde in jenem Jahr bei 356 Jungen die Diagnose »Psychische und Verhaltensstörung durch Alkohol« gestellt. Bei den Mädchen war dies 161 Mal der Fall. In der Altersgruppe 20 bis 25 Jahre wurde die Diagnose bei 251 Männern und bei 80 Frauen gestellt. Bei den »alkoholbedingten Krankheiten« bildet die »Psychische und Verhaltensstörung durch Alkohol« laut Ziegler rund 90 Prozent aller Diagnosen.

In Brandenburg gelten rund 300 000 Menschen als alkoholgefährdet oder bereits abhängig. Zumeist handelt es sich bei den Betroffenen um Männer. Laut Ministerin bezahlen jährlich etwa 1300 Menschen diese Sucht mit dem Leben. Als Reaktion darauf gibt es unter anderem das Projekt »Frühintervention bei Patienten mit Alkoholproblemen in Hausarztpraxen«. Es soll Allgemeinmedizinern helfen, Alkoholprobleme bei Patienten früh zu diagnostizieren und Schritte einzuleiten.

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