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Happy End für Emmely?

  • Anke Engelmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Wer ist Emmely? Eine gewissenlose Person, die sich in der allgemeinen Aufmerksamkeit sonnt, Kolleginnen anschwärzt und nicht sonderlich beliebt ist, wie es in zumeist bürgerlichen Medien dargestellt wird? Oder eine unbequeme Kämpferin gegen miese Arbeitsbedingungen im Einzelhandel und Zielscheibe einer durch Arbeitgeber initiierten Verleumdungskampagne, wie andere meinen? Fast alle Journalisten, die über die als Emmely bekannt gewordene Kassiererin Barbara E. berichten, scheinen genau zu wissen, was sie für eine ist. Leider arbeiten die wenigsten journalistisch sauber und machen in ihren Beiträgen nicht deutlich, wo die Tatsachen aufhören und der Kommentar anfängt.

Der Plot ist kitschig: Eine einfache, hart arbeitende Frau, dreifache Mutter und aktive Gewerkschafterin verliert nach 31 Jahren wegen 1,30 Euro ihren Job und ihre Existenzgrundlage und stürzt ab in Hartz IV. Doch sie gibt nicht auf und kämpft. Einen scheinbar aussichtslosen Kampf ... Das gestrige Urteil des Bundesarbeitsgerichts zugunsten der Kassiererin kam überraschend, weil es nicht in dieses Muster passt. Niemand hatte damit gerechnet, auch die Unterstützer nicht. Jetzt kommt es darauf an, ob sich die Rechtssprechung zu Verdachtskündigungen bei Bagatellfällen ändert. Bislang wurde dazu eher arbeitgeberfreundlich entschieden. Die Realität ist vielschichtiger als jeder Kitschroman. Wenn es dabei ein Happy End für Barbara E. gibt – umso besser.

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