S-Bahn lässt Pendler im Stich

Landtagsabgeordnete Tack verlangt vom Verkehrsminister mehr Engagement

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Landtagsabgeordnete Anita Tack (Linkspartei) wirft Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) mangelndes Engagement gegen die Krise der Berliner S-Bahn vor. »Vom Notfahrplan der S-Bahn sind täglich auch Tausende Brandenburger Arbeitspendler betroffen.« Tack kritisierte, dass Dellmann am Montag nicht am Krisengipfel in Berlin teilnahm.

Dellmann sollte mit der Berliner Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) gemeinsam die nächsten Schritte zur »Überwindung des Beförderungsnotstands« bei der S-Bahn gehen, forderte Tack. »Sonst wird nicht nur Berlin im zunehmenden Autoverkehr ersticken, sondern auch das Brandenburger Umland.«

Dellmann erklärte, er sei »in ständigem Kontakt mit dem Bahnvorstand und der S-Bahn-Geschäftsführung.« Die Brandenburger Pendler hätten sich auf die Lage eingestellt. »Der zusätzliche Verkehr mit Regionalzügen von Potsdam nach Berlin funktioniert und auch auf den anderen betroffen Brandenburger Linien gibt es Ersatzangebote.« Es müsse aber noch an der Fahrgastinformation gearbeitet werden.

Die Probleme der S-Bahn kamen nicht über Nacht. Sie haben sich langsam aufgebaut. Wie Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) einräumt, ist das Malheur unter den Augen der Verantwortlichen entstanden. Seit »geraumer Zeit« habe die Qualität bei der S-Bahn GmbH nachgelassen. Dies spürten die Fahrgäste. Züge fuhren öfter unpünktlich, es wurde enger in den Waggons und schmutziger.

Mitte vergangenen Jahres sei deutlich geworden, dass eine »Gegensteuerung durch die S-Bahn Berlin GmbH allein nicht zum Erfolg führen würde«, erklärte Dellmann. Sein Ministerium habe daher zusammen mit dem Verkehrsverbund VBB und dem Senat nach Lösungen gesucht. Anfang Dezember 2008 seien verbindliche Maßnahmepläne vereinbart worden, die durch die S-Bahn umzusetzen waren. Nun müsse er feststellen, dass die vereinbarten Hauptziele nicht erreicht wurden. Dabei nannte Dellmann die Pünktlichkeit, einen ausreichenden Bestand an einsatzbereiten Fahrzeugen bis Frühjahr 2009 und die Fahrgastinformationen.

Zwar seien technische Probleme im Einzelnen nicht dem Unternehmen anzulasten, doch sei festzustellen, dass die seitens der Konzernführung vorgegebenen Renditeanforderungen maßgeblich dazu beigetragen haben, die Fahrzeugreserve so zu reduzieren, dass die vertraglich vereinbarte Leistung nicht mehr erbracht werden kann. Die fälligen Geldstrafen »helfen dem Kunden nicht weiter«, meinte Dellmann.

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