Ein Reisebüro für die Jobvermittlung

Der Job Point in Neukölln feiert den millionsten Besucher und sein siebenjähriges Bestehen

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei strahlendem Sonnenschein gab es in der Karl-Marx-Straße im Bezirk Neukölln am Mittwochvormittag Trommelradau, Sekt und Riesentorte. Der Job Point Neukölln begrüßte und feierte seinen millionsten Besucher mit Präsentkorb und Buddy Bär. Mitarbeiter, Freunde und geladene Gäste drängten sich in den Räumlichkeiten in der Karl-Marx-Straße.

Der Job Point ist eine Stellenbörse mit lokalem und unbürokratischem Charakter. Wie in einem Reisebüro hängen die Jobangebote in Kunststofftafeln an der Wand, eine dicht neben der anderen. »Etwa 400 aktuelle Stellenanzeigen hängen hier, nahezu täglich wird Inventur gemacht, denn die Angebote sollen ständig aktualisiert werden«, sagt Reiner Aster, Geschäftsführer der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung mbh (gsub). Der Job Point ist ein Projekt der gsub und wird gefördert durch das Jobcenter Neukölln und die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales. Wer in den Job Point kommt, sei in der Regel sehr interessiert daran, einen neuen Job zu finden, so Aster. Zur Kundschaft gehören sowohl Jobwechsler als auch momentan Arbeitslose. Das Besondere am Job Point sei die unbürokratische Jobvermittlung jenseits von Ämtern, bekräftigt die Staatssekretärin der Senatsverwaltung, Kerstin Liebich (LINKE). Suchende fänden hier gemäß dem Motto »Der kurze Weg zum neuen Job« ein niedrigschwelliges Angebot in amtsferner Atmosphäre, hebt auch Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) hervor.

Der Job Point ist keine reine Stellenbörse. Neben den aktuellen Anzeigen können Bewerbungen vor Ort und mit Unterstützung der Mitarbeiter am Computer verfasst werden. So Bedarf besteht, kann bereits ein erster telefonischer Kontakt zum potenziellen Arbeitgeber aufgenommen werden, Onlinerecherche ist an den PC-Plätzen ebenfalls möglich. Im Vordergrund steht jedoch die kostenlose und zum Teil mehrsprachige Beratung und Hilfe bei der Arbeitssuche und beim Anfertigen von Bewerbungsschreiben.

Nach sieben Jahren sei der Job Point im Bezirk mittlerweile sehr bekannt – die Stellenanzeigen sind jedoch nicht nur auf Neukölln begrenzt. Unter den Angeboten befinden sich berlin- und deutschlandweite Inserate.

Der Job Point arbeitet eng mit dem Jobcenter Neukölln zusammen: Arbeitsuchende werden auf das Büro aufmerksam gemacht, beziehungsweise wissen bereits um das Angebot in der Karl-Marx-Straße.

Die bekannten strukturellen Defizite der Jobcenter würden durch neue Ideen wie die des Job Points behoben, so Liebich. Was das Jobcenter nicht leisten kann, vorwiegend die individuelle Beratung, übernimmt der Job Point.

Durch die Lage des Job Points bevorzugt würden die Neuköllner angeblich nicht. »Nicht nur für Neukölln, sondern für alle Berliner und Berlinerinnen hat sich der Job Point zu einem echten Gewinn entwickelt«, meint Buschkowsky. Der Job Point stünde schließlich jedem offen, betont auch Konrad Tack, Geschäftsführer des Jobcenters Neukölln.

Weitere Stellenbörsen nach dem Vorbild des Job Points sind in Berlin dennoch von Nöten. Denn die Zahl der in den sieben Jahren erfolgreich vermittelten rund 31 300 Menschen scheint angesichts der gefeierten Besucher-Million verschwindend gering. Liebich teilte am Mittwoch mit, dass zur Zeit sehr an einem weiteren Standpunkt in der Stadtmitte gearbeitet werde.


Job Point in Berlin

  • In der Hauptstadt gibt es zur Zeit zwei so genannte Job Points, in Neukölln und Marzahn.
  • Seit Eröffnung 2002 wurden im Job Point Neukölln 77 270 Stellen ausgehängt, davon konnten 31 318 besetzt werden.
  • Pro Jahr fanden so etwa 4500 Menschen eine neue Stelle.
  • Rund 4 480 Unternehmen kooperieren mit dem Job Point.
  • Aktuell hängen stets etwa 400 Stellenanzeigen im Job Point Neukölln aus, weitere Stellen sind auf der Website zu finden.
  • Unter den Anzeigen finden sich überwiegend sozialversicherungspflichtige Stellen sowie Ausbildungsplätze, befristete Jobangebote und Praktikumsplätze.
  • www.jobpoint-berlin.de
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