Und täglich simst die Lehrerin

Wie in Chinas Provinz Henan das Leistungsprinzip perfektioniert wird

  • Gabriela Greess
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

In der zentralchinesischen Provinz Henan leben in Millionenstädten hoch motivierte Menschen, die in der Krise um ihr Auskommen kämpfen und für ihre Kinder dennoch kompromisslos Opfer bringen: Über allem herrscht ein Leistungsprinzip, das bereits in der Schule tagtäglich geübt wird.

Sonntagsausflug zu den Longmen-Grotten bei Luoyang
Sonntagsausflug zu den Longmen-Grotten bei Luoyang

Wenn Frau Zhangs Mobiltelefon am späten Mittag drei Mal piepst, weiß sie, es geht um ihre Tochter: Die Kurznachrichten der Lehrerin trudeln ein. Sie informiert über die Hausaufgaben der 13-jährigen Yu Quiam, die Noten und den exakten Rang, den das Mädchen in der Klasse mit insgesamt 70 Schülern einnimmt.

Zhang Pei Yan arbeitet in einer staatlichen Maschinenfabrik der 7-Millionen-Metropole Zhengzhou, Hauptstadt der Provinz Henan. Sie ist Deutschübersetzerin und nimmt den ständigen Druck gelassen: »Das ist ein Leistungsanreiz. Die Lehrerin schickt das an alle Eltern. Es geht um die Zukunft unserer Kinder. Wer es nicht auf einen der ersten 15 Plätze schafft, bekommt keinen Zugang zur höheren Schule, und das ist das Sprungbrett für einen qualifizierten Beruf.« Wochentags kommt Yu Quiam um 18.30 Uhr nach Hause; nach dem Essen sitzt sie nochmals zwei Stunden über ihren Büchern – kontrolliert von der Mutter.

Die 46-jährige Frau Zhang verd...


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