Arbeitswut?

  • Grit Gernhardt
  • Lesedauer: 1 Min.

Damit ist sie bewiesen, die Mär von den fleißigen und arbeitswütigen Deutschen: Eine EU-Studie brachte zutage, dass hierzulande durchschnittlich über 41 Stunden arbeitet, wer Arbeit hat. Damit ist aber gleichzeitig das Märchen widerlegt, dass es zu wenig Arbeit für alle gäbe. Das wachsende Heer der Erwerbslosen kann sich nämlich nicht über zu viel, sondern nur über zu wenig Wochenarbeitszeit beschweren. Dabei könnte die Lösung so einfach sein: Alle zu arbeitenden Stunden werden gerecht unter denen aufgeteilt, die einen Job haben – und denen, die gern einen hätten.

Einziges, aber im Kapitalismus vermutlich unüberwindbares Problem dabei: die systembedingte Gewinnsucht der Unternehmen. Denn die Löhne dürften natürlich für niemanden sinken, sonst würden viele Arbeitende zwangsweise auf eine Reduzierung der Stundenzahl verzichten – auch auf Kosten von Familie und Gesundheit.

Und die Arbeitgeber haben noch lange nicht genug: Ihr Präsident Dieter Hundt hat gerade erst gefordert, die Tarifverträge zu Ungunsten der Arbeitnehmer zu verändern, weil die anhaltende Krise dem Unternehmenswachstum nicht dienlich sei. Neben den Lohnhöhen sind auch Wochenarbeitszeiten und Urlaubsansprüche in den Tarifverträgen festgehalten. Wenn sie angetastet werden, könnten die Deutschen bei der nächsten EU-Studie glatt die 50-Stunden-Marke knacken.

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