Keine Satire

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Gerade der Mensch des 21. Jahrhunderts müsse sich existenzieller Gegebenheiten wie Leben, Kampf und Tod symbolisch vergewissern können, wenn er im Wettlauf mit der Evolution nicht unterliegen wolle. So begründete angeblich der Philosoph Peter Sloterdijk seine Unterstützung für ein Projekt, in Deutschland den Stierkampf zu etablieren. Die bizarre Argumentation stand 1996 in der TAZ – als Satire. Keine Satire ist leider, dass auch 13 Jahre später diese atavistische Quälerei in Europa weiter erlaubt ist – ausdrücklich geschützt vom Lissabonner Reformvertrag als »kulturelles Erbe«. Natürlich sind andere Kulturkreise herzlich eingeladen, an diesem »Erbe« teilzuhaben. Ein 35-jähriger Japaner ist jetzt der Erfüllung seines Traumes nähergekommen, der erste professionelle Torero in der Geschichte seines Landes zu werden. In einer Arena im spanischen Torremolinos brachte Taira Nono am Sonntag zwei Jungstiere um, die von zwei Toreros auf Pferden in die Enge getrieben worden waren. Ein Stierkampf gemeinsam mit diesen »Picadors« gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zum hauptberuflichen Matador. »Ich habe die feste Absicht, es zu schaffen«, erklärte Nono, der aus Tokio nach Spanien gezogen ist, um dort den Stierkampf zu erlernen. Es gibt also trotz Krise hervorragende Perspektiven – auch und gerade im 21. Jahrhundert.

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