nd-aktuell.de / 06.08.2009 / Politik / Seite 8

Flussaufwärts

Heinz Ratz demonstriert schwimmend für den Erhalt der Flüsse

Anne Britt Arps
Personalie: Flussaufwärts

Heinz Ratz' Flusstournee ist nichts für Warmduscher. Ob Rhein, Donau, Elbe, Havel oder Spree – kein Fluss ist ihm zu schmutzig, keine Strömung zu eisig. Selbst Mittelohrentzündung und Badeverbot können den 40-Jährigen nicht abhalten. Er schwimmt. Und schwimmt. Bis zu acht Stunden, mitunter 20 Kilometer am Tag, und das monatelang.

700 Flusskilometer hat Heinz Ratz seit Mai schwimmend zurückgelegt, quer durch Deutschland, vom Bodensee nach Berlin, noch 300 Kilometer sollen folgen. Bis nach Kiel.

Nach getaner Arbeit tauscht er seinen abgetragenen Neoprenanzug gegen Bassgitarre und Mikrofon. Dann geht er seiner eigentlichen Berufung nach, denn Heinz Ratz ist kein Leistungssportler, sondern Liedermacher und Poet. Und so lässt er es sich trotz körperlicher Erschöpfung nicht nehmen, in allen 50 angeschwommenen Orten am Abend mit seiner Band »Strom und Wasser« aufzutreten.

Was treibt einen Künstler zu solch ungewöhnlichem Vorhaben? Ratz will mit seiner Tour auf die Zerstörung der Flüsse, ihre Verschmutzung und auf das Artensterben aufmerksam machen. »Flüsse sind die Adern des Lebens. Man muss sie gut behandeln, um zu gewährleisten, dass es der Natur gut geht«, sagte er kurz vor Antritt seiner gestrigen Etappe durch den Berliner Teil der Spree. Die Einnahmen aus den Konzerten will er an lokale Artenschutzprojekte des BUND spenden, der ihn auf seiner Reise begleitet.

Nicht zum ersten Mal hat sich Ratz auf die Reise begeben. Die Fluss-Tournee ist der zweite Teil seines »moralischen Triathlon«. Von Dortmund nach München ist er letztes Jahr zu Fuß gegen die soziale Kälte angelaufen und hat für Obdachlose Spenden gesammelt. Im nächsten Jahr will der Künstler wieder demonstrieren, diesmal per Fahrrad gegen wachsenden Faschismus und für eine gerechte Asylpolitik.

Sein Lebensmotto: »Ich bin immer in Bewegung.« Das gilt durchaus nicht nur für seinen Triathlon. Der Halbindianer hat mit Spanien, Saudi-Arabien, Peru, Schottland, der Schweiz und Deutschland schon einige Lebensstationen hinter sich. Auch auf der Straße lebte er ein Jahr, und hielt sich anschließend mit Jobs und Theater über Wasser.