Erfurter Schmierseife

Dieter Althaus betreibt einen der befremdlichsten – man könnte auch sagen: einen der perfidesten – Wahlkämpfe seit sehr langer Zeit. Alle paar Tage kämpft er in einer Politikzeitschrift – mal »Bild am Sonntag«, mal »Frau im Spiegel« – um Stimmen. Mit einem knallharten Thema: seinem Skiunfall vor sieben Monaten. Von der politischen Konkurrenz erwartet er wie selbstverständlich, dass sie den tragischen Fall, bei dem Althaus den Tod einer Frau verschuldete, beiseite lässt. Aber er schwadroniert drauf los, als seien die Thüringer seine Selbsthilfegruppe.

Zwar hat Althaus' Ehefrau festgestellt, dass ihr Mann seit dem Unfall »noch sensibler« geworden sei. Vielleicht kann er es nur nicht zeigen. Was soll sensibel daran sein, angesichts der Verantwortung für einen Todesfall zu erklären, seine Ehe habe »einen wichtigen zusätzlichen Impuls bekommen«? Was soll sensibel an der Mitteilung sein, er sei dankbar dafür, am Grab des Opfers Beata Christandl zu beten? Natürlich gibt es Medien, die so etwas wissen wollen. Aber ein Politiker entscheidet selbst, worauf er wie antwortet. Althaus hat sich entschieden: Er macht Beata Christandl zu seiner wichtigsten Wahlkampfhelferin.

Eine Zeitung bezeichnete Althaus' Wahlkampfstil dieser Tage als seifig. Vermutlich hat der Autor an Schmierseife gedacht.

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