Käufliche Bildung

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: 2 Min.
Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

»Lernen ohne Noten und Leistungsdruck! Einfach mal raus aus dem Schulstress, in entspannter Atmosphäre und herrlicher Umgebung sein Wissen vertiefen und jede Menge Spaß haben – davon träumt so mancher Schüler.« So oder so ähnlich warben in den letzten Wochen und Monaten die Veranstalter von sogenannten Ferienlerncamps für ihre Angebote.

Es ist Ferienzeit in Deutschland und viele Schüler, die gerade noch einmal um eine »Ehrenrunde« in der Schule herumgekommen sind, werden von den besorgten Eltern für teilweise viel Geld zum »Nachsitzen« ins Kleinwalsertal, an den Tegernsee oder in mondäne Ferienorte an Nord- und Ostsee geschickt. Offenbar ist der Lernerfolg groß, zumindest werben die Veranstalter dieser Kurse damit, dass sich die Noten der Schüler hernach meist verbessern.

Solcherart Lernerfolg vertieft aber nicht nur die soziale Spaltung in der Gesellschaft – im Hartz-IV-Regelsatz sind die Gebühren für Lerncamps eben nicht vorgesehen –, hier zeigt sich auch die pädagogische Misere unserer Schulen. Die Werbebotschaft der Anbieter der Ferienlerncamps kann nämlich auch so gelesen werden: Schüler können in relativ kurzer Zeit viel lernen, wenn das Lernen mit positiven Erlebnissen verbunden sowie in kleinen Gruppen und ohne Leistungsdruck und Zensuren möglich ist. Da fragt man sich doch, warum gehen Schüler 11 Monate täglich sechs oder acht Stunden lang zur Schule, wenn das Lernpensum auch in einem Monat absolviert werden kann?

Zugegeben, dass ist etwas überspitzt formuliert, trifft aber den Kern des Problems. Die Lehrpläne an den Schulen sind überfrachtet, die Lehrkräfte vielfach überfordert, manche schlecht ausgebildet, viele ausgebrannt. Wenn aber gute Bildung nur gegen viel Geld zu haben ist, ist etwas faul im Staate. Ferienlerncamps wären überflüssig, würden die Schulen ihren Lernauftrag besser erfüllen (können). So aber gilt: Bildung ist käuflich!

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