nd-aktuell.de / 07.08.2009 / Sport / Seite 16

Große Fußstapfen für Coach

Meister Wolfsburg eröffnet gegen Stuttgart die Bundesligasaison

Gert Glaner, dpa

Die Trainerbank in der Wolfsburger Volkswagen Arena birgt ein gewisses Gefahrenpotenzial in sich. Wer zu heftig in die Höhe springt, wird von einer Abdeckung unfreiwillig schmerzhaft auf den Boden zurückgeholt. »Da muss ich aufpassen. Der Felix hatte es da etwas leichter, er ist ja nicht ganz so groß wie ich«, scherzte Trainer Armin Veh vom deutschen Fußballmeister VfL Wolfsburg vor dem Eröffnungsspiel der neuen Bundesligasaison heute um 20.30 Uhr in seiner neuen Heimstätte gegen den VfB Stuttgart.

Magath ist zwar sieben Zentimeter kleiner als sein Nachfolger, doch der Meistermacher hat in der Fußballprovinz große Fußstapfen hinterlassen. Die sind allgegenwärtig, für Veh aber nicht zu groß. Im Gegenteil: Das spornt ihn an. »Das macht den Reiz dieser Aufgabe aus«, sagt der Fußballlehrer, dessen hintergründiger Humor nicht jedermanns Sache ist.

Veh, dem als Spieler die ganz große Karriere versagt geblieben war, ist vor schwierigen Aufgaben nie zurückgeschreckt. Der 48-Jährige führte seinen Heimatverein FC Augsburg in die Regionalliga, stieg mit Fürth und Reutlingen in die 2. Liga auf und ließ Hansa Rostock begeisternden Erstligafußball spielen, ehe er 2003 das Handtuch warf. Ein Fehler, den er nie wieder machen würde, so der gelernte Immobilienkaufmann später.

Aber Veh kam zurück – mit einiger Verspätung zwar, dafür umso nachhaltiger. Am Ende stand 2007 der Meistertitel mit dem VfB Stuttgart und die Wahl zum »Trainer des Jahres«. Die Erfahrung, wie man mit einem Meisterteam umgeht, hat er mitgenommen »Für mich ist es wichtig, dass ich diese Erfahrungen gemacht habe«, sagt der neue Mann in Wolfsburg, der wie Vorgänger Magath Übungsleiter, Sportdirektor und Geschäftsführer in einer Person ist.

»Ich fühle mich unheimlich wohl hier«, sagt Veh. Er hat die Ärmel hochgekrempelt und Fakten geschaffen: Dass die Verträge mit den Architekten des Meistertitels Grafite, Edin Dzeko, Josué und Zvjezdan Misimovic langfristig verlängern wurden, hätte kaum jemand für möglich gehalten. Mit dem Pfund will Veh wuchern. »Wir wollen den VfL in der Bundesligaspitze etablieren«, lautet die klare Vorgabe. Dazu wäre ein perfekter Start heute hochwichtig, auch wenn da ein wenig Wehmut mitschwingt. »Ich bin mit Stuttgart Meister geworden. Deshalb ist das kein Spiel wie jedes andere für mich.« Doch für Sentimentalitäten ist heute Abend kein Platz.