Weichen stellen

Bernd Kammer kann den Ärger der S-Bahner verstehen

  • Lesedauer: 2 Min.

Gerade hat sich die Bahn zum Sponsor der Leichtathletik-WM erklärt und versprochen, für einen reibungslosen Transport der Besucher zu sorgen, da droht ihr eine peinliche Schlappe: S-Bahner wollen eine »Betriebsversammlung« durchführen, womöglich vor der Bahnzentrale am Potsdamer Platz. Der Zugverkehr wäre dann erheblich eingeschränkt

Verständlich, dass die Mitarbeiter zu diesem drastischen Druckmittel greifen, um ihren Unmut über die Unternehmenspolitik auszudrücken. Seit Jahren haben sie den Konzern vor jenen Konsequenzen des Personal- und Kapazitätsabbaus gewarnt, die sie selbst und die Fahrgäste nun seit über einem Monat ausbaden müssen. In den Werkstätten wird rund um die Uhr Enormes geleistet, um die S-Bahnen wieder flottzubekommen. Geht es nach den bisherigen Plänen der Bahn, würden viele Beschäftigte zum Dank dafür ihren Arbeitsplatz verlieren.

Abgesehen von der Absetzung der Geschäftsführung und des Leiters der Instandhaltung, die ohnehin bei den meisten dieser Bauernopfer eher einer Beförderung gleichkam – ist nicht zu erkennen, welche Lehren die Bahnzentrale aus dem Desaster zieht. Die Stellenstreichungen sind nur ausgesetzt, weitere Werkstattschließungen nicht vom Tisch. Die S-Bahner erwarten hier eine andere Weichenstellung, hin zu mehr Service statt zu mehr Rendite. Und nicht nur die S-Bahner. Wenn während der »Betriebsversammlung« keine S-Bahnen fahren, werden die Berliner das auch noch verkraften. Und wissen, wem sie das zu verdanken haben.

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