nd-aktuell.de / 14.08.2009 / Politik / Seite 13

Hetze auf dem Platz verboten

Ein Verein verbreitet Schilder gegen Rassismus im Fußball

Anne Kirchberg

Fußballfan Mischa Zöller ist der Vorfall noch gut in Erinnerung: Immer wieder war der für den FC Sachsen Leipzig spielende Nigerianer Adebowale Ogungbure von rassistischen Sprechchören beleidigt worden. Vor drei Jahren platzte ihm schließlich der Kragen und er antwortete dem gegnerischen Fanblock mit dem Hitlergruß. Wochenlang gab es darüber Diskussionen und Zöller beschloss mit einigen Frankfurter Fußballfans, etwas gegen den Rassismus in ihrer Lieblingssportart zu tun.

Anfang 2008 gründeten sie in Kooperation mit dem Frankfurter Fußballmagazin »Zico« einen Verein und entwarfen schlichte weiße Schilder mit ihrem Vereinsnamen darauf: »Kein Platz für Rassismus!« Die Schilder sollten auf Fußballplätzen in Frankfurt und Umgebung angebracht werden. »100 Schilder hängen mittlerweile«, sagt Zöller, der inzwischen Vereinschef ist. Nun will er die Aktion auf ganz Deutschland ausweiten.

»Das Schild weist darauf hin, dass auf dem Fußballfeld kein Platz für Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus ist. Das bedeutet: Rassistische Äußerungen von Spielern, Trainern, sonstigen Vereinsmitgliedern und Zuschauern dürfen niemals toleriert werden.« Stattdessen, erklärt Zöller, sollte man über entsprechende Vorfälle und Äußerungen offen sprechen.

Der 36-jährige IT-Berater spielte früher selbst in der Regionalliga Süd und ist langjähriger Fan von Eintracht Frankfurt. Er kennt sich in der Szene bestens aus. »Die Anonymität der Stadien und Fankurven wird häufig dafür genutzt, andere durch Sprechchöre zu beschimpfen. Beim Fußball, egal ob auf dem Rasen oder als Zuschauer, reagiert man sich ab – die meisten auf eine faire, aber viele auf unfaire Art und Weise.« Dazu zählen neben rassistischen Beleidigungen auch homophobe Äußerungen.

Zöllers Verein ist nicht der einzige, zahlreiche weitere Organisationen wie »Am Ball bleiben« oder FARE engagieren sich zunehmend gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball. Abgesehen von einzelnen Ausnahmen unterstützen die meisten Sportvereine solche Aktionen, ohne zu zögern. Beim TuS Steinbach 1885 e.V. im Taunus fiel die Vorstandsentscheidung einstimmig, sich an »Kein Platz für Rassismus!« zu beteiligen. »Sehr viele unserer Mitglieder haben einen Migrantionshintergrund oder sind Ausländer. Die Teilnahme besitzt eine Signalwirkung gegen Fremdenfeindlichkeit«, sagt der Vorsitzende Norbert Möller. Seit zwei Wochen hängt das Schild nun auf Augenhöhe am Eingang der Sporthalle und Möller hofft, dass nicht mehr weggeschaut wird, kommt es zu rassistischen Ausfällen. Mischa Zöller ist von dem Effekt der Tafeln überzeugt. »Viele Vereine gehen durch sie offensiv mit ihren Schwierigkeiten um und thematisieren sie im Rahmen ihrer Veranstaltungen.