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Demokratiehygiene

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Große Koalition birgt Gefahren für die Demokratiehygiene, meint SPD-Chef Franz Müntefering. Und der muss es wissen. Er hat schließlich vier Jahre Erfahrungen im Zusammenregieren von Union und SPD. Damals, als er das den Seinen wärmstens empfahl, muss ihn die Hygiene weniger interessiert haben. Da erklärte er den Genossen, Opposition sei Mist und wurde über Nacht ein mit allen Wassern gewaschener Vizekanzler. Heute wäscht er seine Hände in Unschuld – erklärt, dass die Große Koalition nicht gewollt, aber auch nicht zu vermeiden gewesen war. Aber weil selbst er sieht, dass Schwarz-Rot nichts gebracht hat, erklärt er jetzt die Demokratie zur Veranstaltung, bei der die einen auf dem Feld stehen und die anderen auf die Reservebank gehören.

Sauber, sauber. Nur kann man Münteferings Hoffnung, dass nach dem 27. September die Sozialdemokraten die Spieler und die Merkel-Getreuen die Reservisten sind, getrost mit der Klo-Spülung entsorgen. Wenn die SPD überhaupt noch mitspielen sollte, wird sie sich wieder an allerlei unsauberen Aktionen beteiligen müssen. Weshalb der Parteichef auch nur wischi-waschi formuliert, seine Partei wolle aus der Großen Koalition »möglichst« raus. Das ist Vorbeugung im hygienischsten aller Sinne. Eine unfaire Behandlung, wie sie dem obersten Sozialdemokraten 2005 widerfuhr, als er zu seiner Verärgerung tatsächlich an seinen Worten vor der Wahl gemessen wurde, ist damit faktisch ausgeschlossen.

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