Umsonst und draußen

Klaus Joachim Herrmann über den Siegeszug eines Prinzips

  • Lesedauer: 1 Min.

Umsonst und draußen schickt sich nach dem Eindringen in die Musikszene als späte 68er Errungenschaft an, auch den Sport zu erobern. 1,5 Millionen Menschen werden am Wochenende an den Marathonstrecken erwartet. Eintritt frei, Plätze wählbar, WM-Luft kostenlos. Etwas Wutzrock in Turnschuhen sozusagen.

Die Eintrittspreise, und von denen besonders die hohen, haben manchen Zuschauer vom Stadion abgeschreckt und fern gehalten. Bei freiem Zugang kann er nun sein WM-Wochenende selbst bestimmen. Er hat die Wahl zwischen Männer- und Frauenmarathon.

Unkommerziell ist das Unternehmen freilich noch lange nicht. Die Fernsehbilder, die von den Ereignissen in alle Welt gehen, wurden vom Leichtathletikverband teuer verkauft. Das reizvolle sportliche Ereignis gewinnt an Wert durch den stimmungsvollen Rahmen der Kulisse Berlin und die in gewaltigen Scharen herbei eilenden Bewohner. Schon die Berliner Tourismus-Werber frohlocken, dass solche Bilder mit Geld nicht zu bezahlen seien.

So erweisen sich trotz allen Eigeninteresses und größter Begeisterung die Berliner als willige Statisten. Bei Bühne und Film heißt das Komparse, und der wird gemeinhin bezahlt. Dem Berliner wird stattdessen das Eintrittsgeld erlassen. Da sollte er für sich das mit dem höchsten Preis veranschlagen – weil er ihn wert ist.

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