Arbeitsverhältnis: Beim Berufsstart im Ausland sind Sprachkenntnisse unerlässlich

Beruf

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Deutsche Arbeitnehmer, die in den Niederlanden eine neue Tätigkeit aufnehmen, unterschätzen häufig die Unterschiede zum anderen Land. So Yvonne Brockhaus, Personalberaterin der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK) in Den Haag. Trotz der scheinbaren kulturellen Nähe ist der Start im Nachbarland eine Herausforderung, die eine gute Vorbereitung erfordert , so Brockhaus.

Die Handelskammer vermittelt bereits seit Jahren deutsche Bewerber an niederländische Unternehmen. Gerade in jüngster Zeit seien angesichts der verschlechterten Wirtschaftslage viele Menschen daran interessiert, auf dem flexibleren niederländischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Vor allem im Vertrieb, bei der internationalen Kundenbetreuung, in technischen Berufen und der Bauwirtschaft böten die Niederlande deutschen Arbeitnehmern gute Chancen. Viele reizen die arbeitnehmerfreundlicheren Bedingungen in niederländischen Firmen. Und auch wenn die Bruttolöhne noch immer unter denen in Deutschland lägen, bleibe netto meist genauso viel in der Tasche.

Doch ohne jegliche niederländischen Sprachkenntnisse ist die Bewerbung im Nachbarland mitunter schwer. Auch kulturelle Eigenheiten, etwa beim Bewerbungsverfahren, seien für viele Deutsche ein Stolperstein. »Eine Bewerbungsmappe nach deutschem Muster ist in den Niederlanden praktisch unbekannt. Statt Arbeitszeugnissen verlangen viele Unternehmen persönliche Referenzen. Dies verunsichert viele deutsche Arbeit Suchende«, so die Beraterin. Auch nach Antritt der Arbeit komme es mangels Vorkenntnissen schnell zu Missverständnissen und Tritten ins kulturelle Fettnäpfchen. Das führt dann sowohl auf Seiten des Arbeitnehmers wie des Arbeitgebers zu Frustration. Wer erfolgreich starten wolle, sollte die niederländische Sprache zumindest in Grundzügen erlernen und sich kulturell schulen lassen. Die DNHK bietet daher unter Titeln wie »Niederlande-Knigge« und »Multikulturelle Teams« regelmäßig entsprechende Kurse an. Dort werden auch niederländische Unternehmen geschult, die sich für deutsche Mitarbeiter fit machen wollen.

Schon im Beratungsgespräch lege die Handelskammer viel Wert darauf, die Motivation eines Bewerbers gut zu erfassen. »Deutsche starten hier mit dem positiven Vorurteil, gut anpacken zu können, fleißig, pünktlich und präzise zu sein«, so Brockhaus. Genau dies werde dann aber auch von ihnen erwartet. Umgekehrt erwarteten viele Deutsche, dass in den Niederlanden »alles etwas lockerer« zugehe. Diese unterschiedlichen Perspektiven ins rechte Verhältnis zu rücken, ist ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf den neuen Job.

Letztlich wird in den Niederlanden genauso wie in Deutschland eine hohe Qualifikation und Leistungsbereitschaft gefordert. Dass man seinen Chef mit »Du« anspreche, dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch im Nachbarland Hierarchien gebe. Diese werden lediglich etwas subtiler kommuniziert als in Deutschland.

Wichtig ist außerdem, sich vorab gut zu Themen wie der eigenen Kranken- und Rentenversicherung zu informieren. Dies sei auch wichtig für Erwerbstätige, die nur zum Arbeiten über die niederländische Grenze pendeln, aber noch in Deutschland wohnen. Zwar seien die Regelungen dank der EU-Freizügigkeit mittlerweile gut aufeinander abgestimmt. Doch nicht nur die Absicherung fürs Alter funktioniert im Nachbarland anders. Auch das Gesundheitssystem ist für Deutsche erklärungsbedürftig.

Abschrecken lassen sollte sich aber niemand, der es mit dem Schritt ins Nachbarland ernst meint. Es gibt viele positive Beispiele, bei denen es gut geklappt hat und beide Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – heute glücklich sind.

Informationen: www.dnhk.org

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