nd-aktuell.de / 19.09.2009 / Politik / Seite 7

Iran hält an zivilem Atomprogramm fest

Präsident: Wir brauchen keine Kernwaffen

Irans Staatschef schließt die Entwicklung von Atomwaffen nicht aus, hält sie aber für ein Relikt der Vergangenheit. Am Freitag leugnete Ahmadinedschad erneut den Holocaust.

Teheran/Wien (AFP/dpa/ND). Iran braucht nach Angaben seines Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad keine Atomwaffen. »Wir glauben, dass Atomwaffen der Vergangenheit angehören«, sagte Ahmadinedschad dem US-Sender NBC, ohne jedoch die Entwicklung solcher Waffen auszuschließen. Dagegen werde Iran die Urananreicherung »für friedliche Zwecke niemals aufgeben«. Mehrere westliche Länder hegen den Verdacht, Teheran betreibe heimlich die Entwicklung von Atomwaffen. Die Internationale Atomenergiebehörde in Wien erklärte allerdings, sie verfüge über »keine konkreten Beweise«, das Iran an einem militärischen Atomprogramm arbeite.

Für den 1. Oktober ist eine Wiederaufnahme der Verhandlungen der sogenannten Sechsergruppe mit Iran über das Atomprogramm vereinbart. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen appellierte am Freitag an Moskau, »größtmöglichen diplomatischen und politischen Druck« auszuüben, um Teheran zur Aufgabe seines Atomprogramms zu bewegen.

In Teheran und anderen Städten Irans haben Hunderttausende am Freitag, dem Al-Kuds-Tag, nach Angaben der staatlichen Medien gegen Israel demonstriert. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem. Auf einer antiisraelischen Kundgebung bestritt Präsident Ahmadinedschad erneut den Holocaust. Er sei »eine falsche Behauptung, ein Märchen, das als Vorwand für Verbrechen gegen die Menschheit benutzt wird«.

Erstmals seit neun Wochen nutzten Anhänger der Opposition die Demonstrationen für Proteste gegen die Regierung des erzkonservativen Ahmadinedschads. Augenzeugen sprachen von vielen tausend Menschen, die sich durch grüne Armbänder oder Kleidung als Anhänger von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi zu erkennen gaben. Sie protestierten gegen den umstrittenen Wahlsieg Ahmadinedschads, dem sie Betrug bei der Abstimmung am 12. Juni vorwerfen. Nach Berichten von Oppositionsanhängern kam es zu Zusammenstößen zwischen Protestlern und Polizei.