nd-aktuell.de / 02.10.2009 / Kultur / Seite 10

Nie nur halb

Toni Krahl wird – sechzig!

Am 3. Oktober geboren werden. Born to be wild. Toni Krahls Wildheit geht über den Weg der rauchigen, rauen Melancholie. Die Gruppe »City« verströmte stets eine Mischexotik aus stilisierter Extravaganz und kumpelrauer Schnauzigkeit. Der Kunsthauch von ganz weit her, alle anderen Fäden hängen im Kiez. Deutscher Rock zwischen Mauertrauma und Humphey-Bogart-Pose – »Susann«, »Halb und halb«. Nichts nur halb, wenigstens die Träume nicht.

Seine erste Gitarre kaufte Krahl einem Mitschüler ab, Henry, aus dem der Hübchen wurde, DDR-Bogart oder Volksbühnen-Mastroianni, dazwischen, als er nichts zu spielen hatte, Komponist für Krahls Band, es konnte nur der Sehnsuchts-Hit »Casablanca« sein, der aus seiner Feder stammte.

Toni Krahl. Der Vater beim ND (Korrespondent in London), der Sohn Sympathisant des Prager Frühlings. Toni hatte mit anderen Jugendlichen zur Schweigedemonstration vor der UdSSR-Botschaft aufgerufen. Drei Jahre Haft – auf Bewährung, nach Wochen U-Haft. Franz Krahl, der Vater, wurde vom Abteilungsleiter ins Archiv versetzt. Anstößig werden – mitunter nur die Folge davon, dass man anständig bleibt ... hds