nd-aktuell.de / 02.10.2009 / Politik / Seite 6

Marschbefehl Afghanistan

Regierung will deutsche Obergrenze angeblich auf 7000 steigern

René Heilig
Während US-Präsident Barack Obama mit engstem Stab vorsichtig über eine neue Strategie in Afghanistan berät, tauchen in Deutschland Gerüchte über die Aufstockung des Bundeswehr-Kontingents auf.

Der neue Bundestag wird sich schon bald mit der Verlängerung des Afghanistan-Mandats befassen müssen und angeblich will die Regierung die derzeitige Obergrenze von 4500 Soldaten auf 7000 steigern. Das hat der »Deutschlandfunk« erfahren. Die Quellenlage ist dünn. Vermutlich handelt es sich bei der Meldung um einen ernst zu nehmenden Versuchsballon. Entweder will ihn jemand fliegen lassen oder jemand versucht, derartige Pläne beizeiten abzuschießen.

Es gibt verschiedene Indizien, die eine Truppenverstärkung wahrscheinlich werden lassen. Dazu gehört – man mag das kurios finden – auch die Absage eines Deutschland-Besuchs des Oberbefehlshabers der US- und NATO-Truppen in Afghanistan. Stanley McChrystal. Der US-General hat seinen Präsidenten mit der Forderung nach mehr westlichen Truppen unter Druck gesetzt. Wie immer der Chef im Weißen Haus entscheidet, alles muss mit den Verbündeten beraten werden, ehe Generale zur Feinplanung schreiten.

7000 deutsche Soldaten in Afghanistan? So viele hatte die Bundeswehr bislang insgesamt im globalen Einsatz. Viel mehr lässt sich nicht »zusammenfegen«. Auch andere Verbündete mögen sich kaum mehr als bislang engagieren. Einzig Georgien, das mit Macht in die NATO möchte, will ein von den USA ausgebildetes Bataillon in die Schlachten werfen. Was die Lage am Hindukusch aber keineswegs entspannen würde.

Da die Briten dort aber schon »bis zum Anschlag« Gefolgschaft beweisen, bleiben – neben Deutschland – nur noch Frankreich, Spanien und Italien als Manpower-Nachschubbasen. Sie alle werden sich – national – schwer tun, den einmal begonnen und nicht erfolgreich verlaufenden Krieg eskalieren zu lassen. Doch Obama wird Lastenteilung fordern. So bleibt ihnen ein Ausweg: der Einsatz der NATO-Response-Force. Die schnellen Eingreiftruppe steht mit wechselnden (auch starken deutschen) Kontingenten Gewehr bei Fuß für globale Einsätze. Otfried Nassauer, Sicherheitsexperte vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit, meint: »Wenn im kommenden Jahr die NATO-Mission in Kosovo reduziert wird, könnte der Druck auf Berlin schnell wachsen, um 3000 Soldaten mehr nach Afghanistan zu schicken.«