Die Reformen blieben aus

Der Belgier Jacques Rogge wird heute als IOC-Präsident wiedergewählt

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Sven Busch (dpa), Kopenhagen

Jacques Rogges Magie hat an Wirkung verloren, doch beim Olympia-Gipfel in Kopenhagen hat der Belgier alles im Griff. Selbst den zeitlichen Ablauf seiner heutigen Krönungsmesse hat der IOC-Präsident geschickt geplant: Er lässt die IOC-Mitglieder erst nach seiner Wiederwahl für weitere vier Jahre über die Aufnahme von Golf und Siebener-Rugby ins olympische Programm von 2016 abstimmen. Die Olympier werden ihren Boss nach seiner Mandatsverlängerung wohl kaum brüskieren. Das Olympia-Comeback der beiden Sportarten gilt als beschlossen, eine einfache Mehrheit der 121. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) genügt.

Rogges Programmpolitik passt zum Zick-Zack-Kurs des ehemaligen Seglers während seiner ersten acht Präsidentenjahre. Angetreten mit dem noblen Vorhaben, das IOC und die Spiele demokratischer, überschaubarer, sauberer und moderner zu machen, setzt der 67-Jährige längst wie sein Vorgänger Juan Antonio Samaranch auf das große Geschäft. Durch Golf und Siebener-Rugby macht sich das IOC in Krisenzeiten attraktiver und lukrativer für die milliardenschweren Sponsoren dieser höchst profitablen Profisportarten.

Der Ober-Olympier hat die Kommerzialisierung vorangetrieben und dem IOC Finanzrekorde beschert. In den vergangenen zwei Jahren sind die IOC-Rücklagen auf 455 Millionen Dollar (309 Millionen Euro) gestiegen. Ende 2001, zu Beginn der Rogge-Ära, hatte das IOC lediglich 105 Millionen Dollar an finanziellen Reserven.

Nach dem Glaubwürdigkeitsskandal 1999 hatte Rogge das IOC durch eine Null-Toleranz-Politik gegen Doping und olympische Korruption zu neuem Ansehen geführt. Die Anfangsphase seiner ersten Amtszeit stand im Zeichen moralischer Erneuerung und Transparenz, die ganz großen Reformen sind aber ausgeblieben.

»Ich will wissen, wie groß meine Unterstützung im IOC ist«, sagt Rogge. Daher verzichtet er auf eine Wahl per Akklamation und besteht auf eine geheime Abstimmung. Viele Gegenstimmen sind trotzdem nicht zu erwarten. dpa

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