Wenn die Erde brennt

Unterirdische Feuer in Naturschutzgebiet Spaniens

  • Lesedauer: 3 Min.
Von Ralf Streck, San Sebastian

Es gab in Zentralspanien einst Windmühlen, mit denen Feuchtgebiete in Kastilien und La Mancha trockengelegt wurden. Im »Don Quijote« von Cervantes ist das dokumentiert. Doch Wasser wurde knapp und der Nationalpark »Tablas de Daimiel« ist ein rauchender Zeuge einer fatalen Entwicklung, die der Mensch verursacht hat. Die letzten verbliebenen Flussauen Zentralspaniens sind wegen Wassermangels ausgetrocknet. Es gibt unterirdische Brände im Torf. Sie drohen, einem der bedeutsamsten Naturschutzgebiete in Spanien den Rest zu geben.

Von den Feuchtgebieten mit vielseitiger Fauna und Flora ist kaum noch etwas übrig. Mit einem Gesetz aus der Diktatur wurde 1956 die Trockenlegung der Feuchtgebiete beschlossen und der Grundstein für das Desaster gelegt. Erst 1973 wurde ein kleiner Nationalpark mit 2000 Hektar eingerichtet, weil sonst noch die charakteristischen Wasserflächen verschwunden wären. Zwar wurde er 1981 zum Biosphärenreservat, 1982 zum Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung und 1988 zum Schutzgebiet nach der EU-Vogelschutzrichtlinie erklärt, doch die Zerstörung ging weiter.

Verantwortlich ist die unkontrollierte und größtenteils illegale Wasserentnahme. Sie hat auch für eine starke Senkung des Grundwasserspiegels gesorgt. Seit etwa 25 Jahren speist kein Grundwasser mehr die Tablas de Daimiel. Die Fließrichtung hat sich umgekehrt, das Wasser versickert im karstigen Untergrund. Auch der Fluss Guadiana, der früher ganzjährig den Naturpark speiste, ist meist trocken. 1995 war das Gebiet erstmals praktisch ausgetrocknet. Doch das war aber keine Warnung für die regierenden Sozialisten. Sie ergriffen auch keine Schutzmaßnahmen, obwohl der Naturpark seit 2005 praktisch ohne Wasser ist. Damit werden nicht nur die traditionellen Weinberge und Olivenbäume bewässert, es wurden in der sehr trockenen Gegend auch stärker Zuckerrüben, Mais und Melonen angebaut, die extrem viel Wasser brauchen. Inzwischen ist der Untergrund des Naturparks so ausgetrocknet, dass der wertvolle Torf im August zu brennen begann. Nun wurde ein neuer Brandherd entdeckt.

Ein solcher Brand kann auf konventionelle Weise quasi nicht gelöscht werden. Guillermo Rein von der Universität Edinburg sagt: »Es ist Brennstoff für ein unendliches Feuer vorhanden.« Einzige Möglichkeit sei, die Gegend wieder komplett unter Wasser zu setzen. Das sei auch aus Klimaschutzgründen notwendig. Nach seinen »konservativen Berechnungen erzeugt der Brand täglich zwischen 100 und 400 Tonnen Klimagase«. Dazu werde Methan frei, das noch deutlich stärker das Klima schädige. Spanien steht ohnehin bei Verstößen gegen das Klimaschutzabkommen von Kyoto an der Spitze. Dabei sollte das Land ein starkes Interesse am Klimaschutz haben, denn 40 Prozent der Fläche sind bereits von Verwüstung betroffen.

Statt für einen sinnvollen Umgang mit Wasser zu sorgen, setzt man auch hier auf Umleitungen. So soll über viele Kilometer Wasser in die »Tablas de Daimiel« umgeleitet werden. Doch das wird frühestens in drei Monaten ankommen und die Wasserknappheit in anderen Regionen zudem weiter verstärken.

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