Erneut Datenmissbrauch bei der BA

Fingierte Angebote im Online-Stellenmarkt der Arbeitsagentur

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Internet-Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist erneut von einem schweren Fall von Datenmissbrauch betroffen.

Nürnberg (AFP/ND). Eine Personalberatung aus Berlin habe in den Online-Stellenmarkt der BA mehr als 2500 fingierte Arbeitsplatzangebote eingestellt, um persönliche Daten von Bewerbern zu sammeln, sagte eine BA-Sprecherin am Dienstag in Nürnberg. Bei den fraglichen Stellenausschreibungen habe es sich um »keine realen Jobangebote gehandelt, der Anbieter war nur darauf aus, Daten von Arbeitnehmern zu sammeln«, sagte die BA-Sprecherin. Einer internen Prüfabteilung der BA sei das Benutzerkonto der Berliner Personalberatung wegen der ungewöhnlich hohen Zahl von Stellenangeboten aufgefallen. Deswegen habe die Vermutung nahegelegen, dass es sich nicht um tatsächliche Ausschreibungen handelte. Die fingierten Angebote seien mittlerweile gelöscht worden. Rechtliche Schritte werde die BA jedoch nicht einleiten, weil hierfür keine Handhabe bestehe.

In die Internet-Jobbörse werden nach Angaben der BA täglich 20 000 neue oder geänderte Angebote von Arbeitgebern eingestellt. Hierbei seien noch nicht jene Angebote eingerechnet, welche die Agentur im Auftrag von Unternehmen platziert. Firmen können über die Webseite der BA Stellenangebote ins Internet stellen, selbst verwalten und bei Bedarf bearbeiten oder löschen. Die BA kontrolliert die Angebote mit Hilfe von Computern automatisch auf problematische Inhalte wie etwa sexistische oder rechtsradikale Begriffe. In Stichproben nehmen BA-Mitarbeiter auch einzelne auffällige Angebote persönlich unter die Lupe.

Einen Missbrauch dieser Dimension habe es in der BA-Jobbörse noch nie gegeben, sagte eine weitere BA-Sprecherin der »Frankfurter Rundschau«. »Das ist ein sehr ungewöhnlicher Fall.« Datenschützer hatten zuletzt bemängelt, der Online-Stellenmarkt der BA lade zum Missbrauch der Daten Arbeitssuchender geradezu ein. Entsprechende Kontrollmechanismen seien ungenügend. Auch hätten BA-Mitarbeiter Zugriff auf sensible Informationen wie Suchtkrankheiten oder Schulden von Arbeitslosen.

Die BA hatte bereits im Winter vergangenen Jahres mit einem ähnlichen Datenmissbrauch zu kämpfen. Ein privater Jobvermittler stellte immer wieder fingierte Stellenangebote ein. Wenn sich Arbeitnehmer bei dem Vermittler meldeten, erhielten sie stets die Auskunft, dass die Stelle vergeben war. Das Unternehmen bot den Bewerbern jedoch an, gegen Entgelt Bewerbungen für sie zu verfassen.

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