Matthias Steiner verzichtet auf WM

Vor einem Jahr auf Wolke sieben, jetzt im Tal der Tränen: Olympiasieger Matthias Steiner hat zehn Tage vor Beginn der Weltmeisterschaften seinen Start in Goyang in Südkorea abgesagt. »In Absprache mit meinem Trainer habe ich entschieden, dass es besser so ist«, sagte der ND-Sportler des Jahres, der ursprünglich eine WM-Medaille gewinnen wollte. »Zu schwerwiegend ist mein Trainingsrückstand zur absoluten Weltspitze.«

Bundestrainer Frank Mantek muss auch auf Julia Rohde (Görlitz) verzichten. Die Olympiasiebte hat im Training eine Hantel ins Genick bekommen und ein Schleudertrauma erlitten.

Steiner hatte sich im Januar einer Leistenoperation unterziehen müssen und durfte danach drei Monate nicht trainieren. »Diese Zeit fehlt mir jetzt«, sagte der 27-jährige Superschwergewichtler vom Chemnitzer AC. Schon bei den deutschen Meisterschaften vor knapp drei Wochen konnte er nicht überzeugen und bewältigte 430 Kilogramm im Zweikampf. In Peking beim Olympiasieg waren es 461 Kilogramm. Am vergangenen Samstag schob Mantek einen letzten Test ein: In Roding kam Steiner sogar nur noch auf 415 Kilogramm. Nun zogen Trainer und Sportler gemeinsam die Reißleine.

»Es reicht in diesem Jahr nicht. Die lange Pause nach Olympia, die Operation, die nächste lange Pause, das öffentliche Interesse – das alles ist nicht spurlos an Matthias vorbeigegangen«, sagte Mantek. »Nächstes Jahr greifen wir wieder an.« Schwerpunkt, so ermahnt der Bundestrainer seinen Schützling jedoch, müsse künftig wieder das Gewichtheben sein. »Es geht um inneren Antrieb und Motivation.«

Mit dem Olympiasieg und dem rührenden Gedenken an seine verstorbene Ehefrau hatte Steiner die Massen an den Fernsehschirmen für sich eingenommen. »Sportler des Jahres«, »Weltgewichtheber des Jahres«, Bambi, Silbernes Lorbeerblatt – auf Steiner prasselten die Ehrungen nur so ein. Er hastete von Galas zu PR-Terminen und veröffentlichte seine Biografie. Zudem erwarten er und seine neue Freundin im Frühjahr ein Kind.

»Meine Konzentration gilt der WM im September des kommenden Jahres. Dort möchte ich wieder um eine Medaille kämpfen«, sagte Steiner, nach der Absage für Südkorea. Auch für Bundestrainer Mantek ist der jetzige Schritt kein Beinbruch. »Unser großes Ziel sind die Olympischen Spiele in London. Und die wichtigen Weltmeisterschaften auf diesem Weg kommen ohnehin erst 2010 und 2011.«