nd-aktuell.de / 13.11.2009 / Brandenburg / Seite 10

Ausverkaufte Märchentage

Festival findet zum 20. Mal in Berlin statt

Anouk Meyer

Dass Politiker oft Märchen erzählen, wissen wir. Meistens geht es dabei um Steuersenkungen, sichere Renten und andere falsche Versprechen. Anders derzeit: Im Rahmen der 20. Berliner Märchentage, die noch bis 22. November andauern, dürfen Politiker, aber auch Künstler und Schauspieler nach Herzenslust Märchen erzählen. So wie Finanzsenator Ulrich Nußbaum, der am kommenden Freitag vor Berliner Schülern im Max Liebermann Haus in die Märchenschatzkiste greift. Wer gerne dabei wäre, hat Pech gehabt: »Sämtliche Schulveranstaltungen sind ausverkauft«, freut sich Pressesprecherin Grit Kusno vom Veranstalter Märchenland e.V.

Dass die mediale Überpräsenz des 20. Mauerfall-Jubiläums die Berliner Märchentage quasi »erdrücken« würde, hat Frau Kusno nicht befürchtet. »Durch den Mauerfall wurde ja auch ein Märchen wahr und so fügt sich das gut zusammen«, meint sie. Dazu kommt, dass auch die Märchentage ihren 20. Geburtstag feiern. Seit 1990 finden jedes Jahr im November die Berliner Märchentage statt, die sich mit über 100 000 Besuchern jährlich zu einem der weltweit größten Märchenfestivals entwickelt haben.

»Weltgeschichten – von Schöpfern und Geschöpfen« ist das Motto der diesjährigen Märchentage. Mit 850 Veranstaltungen an rund 300 Orten spüren die Berliner Märchentage, unterstützt von Vattenfall, diesen Mythen, Sagen und Legenden aus aller Welt nach. Theater- und Puppenspiel, Musik, ein Symposium und natürlich viele Lesungen widmen sich dem Thema, die Staatlichen Museen beteiligen sich ebenso wie etliche Galerien. 23 Länder aller fünf Kontinente öffnen die Türen ihrer Botschaften und präsentieren ihre jeweilige Märchenkultur. Künstler führen durch ihre Ateliers und Vertreter des Islam, des Judentum und der evangelischen und katholischen Kirchen erzählen Schulklassen ihre jeweiligen Versionen der Schöpfungsgeschichte – die sich weniger unterscheiden als man annimmt.

Viele der Veranstaltungen richten sich an Schüler, doch auch märchenverliebte Erwachsene kommen nicht zu kurz. Schöne Poesie verspricht die Lange Nacht der Märchenerzähler im Tiyatrom in Kreuzberg (20.11., 19 Uhr). Einen brasilianisch-schweizerischen Kunstabend plant der Kunstraum Substitut in Mitte (13.11., 20 Uhr), und eine ganze Reihe von Bühnenauftritten zum Thema Schöpfungsmythen sind in der Brotfabrik in Weissensee zu sehen. Die Erzählung von »Feuer, Wasser, Erde, Luft« und eine herzerfrischende indonesische Schöpfungsgeschichte kann man im EWA-Frauenzentrum hören (17.11., 20 Uhr), szenische Collagen über Leben, Liebe und Tod zeigt die Compagnie des Artistes et Fous im Haus der Sinne in Pankow (16./18.11., 20 Uhr, 19.11., 11 Uhr) – und führt dabei die Zuschauer leichtfüßig an Texte von Ovid bis Platon heran. Jede Menge Märchenerzähler, aber auch ein Zelt mit Kunsthandwerk gibt’s beim Märchenmarkt im Nikolaiviertel am kommenden Wochenende (Sa 12-20 Uhr, So 12-18 Uhr).

Programm im Internet unter www.berliner-maerchentage.de,[1] in öffentlichen Bibliotheken oder unter Tel. 28 09 36 03

Links:

  1. http://www.berliner-maerchentage.de,