Bierflucht nach Bayern

Weil Helles und Pils in Deutschland deutlich billiger sind, kaufen die Österreicher lieber auswärts ein

  • Matthias Petry, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Salzburg/Freilassing. Für billigeres Bier kommen die Österreicher in Scharen nach Bayern. Besonders an österreichischen Feiertagen, die im Freistaat keine sind, wimmeln die Parkplätze von Einkaufsmärkten im Grenzgebiet nur so von Salzburger und Oberösterreicher Nummernschildern.

»Meine Kundschaft besteht zu 70 bis 80 Prozent aus Österreichern«, schätzt Anton Hofreiter, der einen grenznahen Getränkemarkt in Freilassing leitet. Hauptgrund für die »Bierflüchtlinge« und seit Jahren in der Kritik der österreichischen Brauindustrie: die unterschiedlich hohe Biersteuer.

»Eine offensichtliche Wettbewerbsverzerrung«, sagt Robert Schramml, Geschäftsführer der Salzburger Privatbrauerei Stiegl. »In Deutschland beträgt die Steuer für eine Kiste Bier nicht einmal einen Euro. In Österreich ist sie mehr als zweieinhalb Mal so hoch.« Dies führe zu den Kofferraumimporten, sagt Schramml. Die Österreicher führen über die Grenze und kauften dort ihr Bier, wahrscheinlich in rauen Mengen. Offizielle Zahlen existieren aber keine. Stiegl gibt an, weniger betroffen zu sein als andere Marken, der größte österreichische Braukonzern Brau-Union nennt die Menge überschaubar. Österreichs Brauereiverband schätzt jedoch, dass immerhin gut 300 000 Hektoliter Bier pro Jahr die Grenze via Kofferraum überqueren, 250 000 davon aus Deutschland, der Rest aus Tschechien. Zum Vergleich: Offiziell nach Österreich importiert werden circa 600 000 Hektoliter.

Aber so übel der Begriff Kofferraumimport auch klingen mag, der Großteil dürfte das Land auf legalem Weg wechseln: Bis zu 110 Liter dürfen pro Grenzübertritt importiert werden. In den letzten Jahren habe der Trend insgesamt allerdings abgenommen, unter anderem, weil es der Handel in Österreich zunehmend schaffe, die Konsumenten mit Aktionsangeboten daheim bei der Stange zu halten, sagt Händler Anton Hofreiter.

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