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»Besondere Pflicht«

Wachsoldaten in der DDR

  • Wolfgang Wünsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Rote Spiegel? Die Angehörigen des Wachregiments des MfS trugen normale NVA-Uniformen, aber mit einem roten Kragen-Spiegel. Dieses Unterscheidungsmerkmal wählte Eberhard Rebohle zum Titel seines Erinnerungsbuches.

Im November 1949 als Wachbataillon der Volkspolizei gegründet und 1951 der Staatssicherheit unterstellt, waren die Standorte dieser Einheit Berlin-Adlershof, Erkner, Biesenthal, Teupitz und Ahrensfelde. 1955 betrug deren personelle Stärke fast 1500 Uniformierte, 1989 etwa 11 400, womit Divisionsstärke erreicht war. Dennoch blieb es auf Wach-, Sicherungs- und Repräsentationsaufgaben beschränkt. Dem entsprachen Struktur, Bewaffnung und Ausrüstung, vor allem Handfeuerwaffen, später auch Maschinengewehre, leichte Panzer- und Luftabwehrwaffen.

Bewacht und gesichert wurden die Gebäude des ZK der SED, des Staats- und Ministerrates, deren Gästehäuser, das Regierungskrankenhaus, die Bunker des Nationalen Verteidigungsrates, Wandlitz und eine Reihe von MfS-Dienststellen, insgesamt 51 Objekte. Gesichert wurden zudem die Protokollstrecken und Veranstaltungen der DDR-Führung. Die Repräsentationsaufgaben der Ehrenkompanie vergrößerten sich mit der internationalen Anerkennung der DDR. Sie sicherte die Besuche von Staatsoberhäuptern, Akkreditierungszeremonien von Botschaftern und vieles andere mehr. Und, last but not least, gab es eine Sportkompanie.

Das MfS-Wachregiment wird häufig als Elitetruppe bezeichnet, war es aber unter militärischen Gesichtspunkten nicht. 36 Monate Wachdienst (Dienstdauer) erforderten keine hochqualifizierte Ausbildung. Für die Aufklärungskompanien dürfte der Begriff »Elite« allerdings zutreffen. Und dazu gehörte Rebohle.

Was bringt das Buch Neues gegenüber bisherigen Veröffentlichungen über die DDR-Wachsoldaten? Es ist ein Zeitzeugenbericht. Der Autor hat von 1961 bis 1964 in diesem Regiment gedient. Er schildert die Härten der Ausbildung und berichtet über Vorbilder, zu denen antifaschistische Widerstandskämpfer gehörten. Das Buch ist nicht unkritisch, der Autor bereut aber nicht, diesem Staat gedient zu haben. »Ich empfand mich als Teil eines Großenganzen, dem eine besondere Pflicht auferlegt war. Ich war davon überzeugt, dass das, was die Partei von mir und uns forderte, richtig und vernünftig war. Sicher, heute sieht man vieles zu Recht kritischer, und manches war weder vernünftig noch richtig. Was aber am Grundsatz nichts ändert. Und deshalb kann ich auch heute noch zu dem stehen, was ich dachte und tat.«

Eberhard Rebohle: Rote Spiegel. Wachsoldaten in der DDR. Edition Ost, Berlin. 256 S., geb., 19,90 €.

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