Explosives Pärchen

Astronomen finden Kandidaten für Supernova

  • Lesedauer: 2 Min.

München (ND). Am Ende eines Sternenlebens kann es ziemlich explosiv werden, wenn das Rohmaterial für die normale Kernfusion aufgebraucht ist. Bei massereichen Sternen werden dabei alle Atomkerne die leichter als Eisen sind, verschmolzen, danach kollabiert der Stern unter seiner eigenen Gravitation zu einem Schwarzen Loch oder einem Pulsar. Bei leichteren Sternen kommt es nach der herrschenden Theorie nur zur Supernova, wenn sie in einem Doppelsternsystem ihrem Nachbarn Material entreißen können.

Mit Hilfe des »Very Large Telescope« (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) ist es Astronomen erstmals gelungen, einen solchen Doppelstern in diesem Endstadium zu »filmen«. Das Objekt mit der Bezeichnung »V445 Puppis« im Sternbild »Achterdeck des Schiffs« (lat. Puppis) am Südhimmel hatte über längere Zeit Materie eines nahen Begleitersterns eingesogen, bevor es im November 2000 zu einem Ausbruch kam, dessen Verlauf die Astronomen seither verfolgt haben. Es handelt sich um einen vielversprechenden Kandidaten für eine Klasse von Objekten, nach der Astronomen bereits seit geraumer Zeit suchen: den Vorläufern einer Supernovaexplosion vom Typ Ia. Solche Explosionen spielen eine Schlüsselrolle bei der Erforschung der Dunklen Energie, die unseren Kosmos erfüllt.

Das Forscherteam um Patrick Woudt von der Universität Kapstadt (Südafrika) nutzte das NACO-Instrument am VLT der ESO. Damit beobachteten die Forscher »V445 Puppis« über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Bilder zeigen eine zweigeteilte Materiehülle, mit einer anfänglich sehr ausgeprägten Einschnürung in der Mitte. An den äußeren Enden der Hülle sind zudem zwei Verdichtungen zu sehen, die sich mit einer Geschwindigkeit von rund 30 Millionen Kilometern pro Stunde nach außen zu bewegen scheinen. Die Materie selbst bewegt sich – auch dies erstmalig bei einer Nova beobachtet – mit einer Geschwindigkeit von rund 24 Millionen Kilometern pro Stunde. Die zwei Sterne selbst werden von einer dicken Staubscheibe verdeckt, die ebenfalls im Laufe des letzten Ausbruchs entstanden sein dürfte.

Supernovae vom Typ Ia sind für die Astronomen insbesondere deswegen von Interesse, weil sie in etwa die gleiche Leuchtkraft haben und so als »Standardkerzen« nutzbar sind, um große Entfernungen im Kosmos zu bestimmen. Da sie typischerweise auch keine Hinweise auf Wasserstoff in ihrem Lichtspektrum aufweisen, kann man sie auch von anderen Novae-Typen unterscheiden.

Den Astronomen gelang es, den Abstand des Systems von der Erde – rund 25 000 Lichtjahre – und seine Helligkeit – rund 10 000 Mal heller als die Sonne – zu bestimmen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal