nd-aktuell.de / 28.11.2009 / Brandenburg / Seite 18

Zu viele Kormorane fressen zu viele Fische auf

Verband fordert Umdenken und Abschuss

Potsdam (dpa). Der Landesfischereiverband Brandenburg-Berlin hat die Naturschützer zu einem Umdenken beim Schutz der Kormorane aufgefordert. Nur bei einer deutlichen Verringerung des Bestandes der Fisch fressenden Vögel hätten Fischerei und Teichwirtschaft noch eine Zukunft in Brandenburg, sagte Verbandsgeschäftsführer Lars Dettmann am Freitag in Potsdam.

Die gegenwärtig zu große Kormoran-Population sei eine Gefahr für das Ökosystem, denn bei Aufgabe der Bewirtschaftung von Teichen verschwinde auch die Tier- und Artenvielfalt an den Gewässern. Laut Dettmann stehen aufgrund enormer Verluste immer mehr Brandenburger Teichwirte vor dem wirtschaftlichen Ende. Nach und nach würden Pachtgewässer nicht mehr genutzt.

Mit durchschnittlich 309 Kilogramm Abfischgewicht pro Hektar sei ein Niveau wie letztmalig nach dem Krieg erreicht. »Gegenüber dem Stand der 1980er Jahre, als der Kormoran im Land Brandenburg nur als seltener Durchzügler unterwegs war, hat sich die aktuelle Verlustrate allein im zweiten Aufzuchtjahr der Karpfen mehr als verdoppelt«, berichtete Dettmann. Von im Frühjahr in die Teiche gesetzten Jungfischen würden nur noch 30 bis 40 Prozent im Herbst wieder abgefischt, betriebswirtschaftlich notwendig seien aber 70 bis 80 Prozent.

Der Schaden allein bei der Karpfenwirtschaft betrug 2008 nach Verbandsangaben 1,2 Millionen Euro. »Wenn davon die Hälfte der NABU tragen müsste, wäre das Thema Kormoranschutz erledigt«, bemerkte Dettmann an die Adresse des Naturschutzbundes. Um die Teichwirtschaft auch in Natur- und Vogelschutzgebieten zu erhalten, hat der Verband den Abschuss von Kormoranen in diesen Gebieten beantragt. Er plädiert für eine Halbierung des Brandenburger Brutbestandes von 2600 Vögeln.

Natürliche Feinde wie Seeadler und Waschbären könnten die Population nicht eindämmen, sagte Dettmann. Das Spannen von Bändern über die Gewässer oder akustische Signale zur Abschreckung würden nichts bringen. Deshalb bleibe nur die Dezimierung durch Abschießen. In Deutschland gibt es laut Verband rund 130 000 Kormorane. Die von Naturschützern genannte Zahl von 24 000 Brutvögeln müsse mit dem Faktor 2,8 multipliziert werden, denn nicht jeder Kormoran brüte. Von der Wahl des Kormorans zum Vogel des Jahres 2010 erwartet der Verband auch mehr Aufmerksamkeit für sein Anliegen.