nd-aktuell.de / 07.12.2009 / Politik / Seite 7

Ausnahmezustand auf den Philippinen

Provinz Maguindanao unter Armeekontrolle

Manila (dpa/ND). Knapp zwei Wochen nach einem Massaker mit 57 Toten im Süden der Philippinen hat die Regierung den Ausnahmezustand in der Provinz Maguindanao verhängt. Die Armee übernahm am Sonnabend die Kontrolle über alle Regierungseinrichtungen in dem Gebiet rund 900 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila.

Der Gouverneur der Provinz, Andal Ampatuan Senior, hatte sich zuvor den Behörden gestellt. Er ist Chef des politisch einflussreichen Familienclans, der hinter dem Massaker stecken soll. Sein Sohn Andal Ampatuan Junior ist bereits wegen 25-fachen Mordes angeklagt und seit Tagen in Haft. Gegen den Gouverneur soll Anklage wegen Rebellion erhoben werden.

Alle Mitglieder des Clans beteuern ihre Unschuld. Die Ampatuans waren bislang eng mit der philippinischen Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo verbündet. Die Präsidentin war in mehreren Unruheregionen des Landes Bündnisse mit muslimischen Clans eingegangen, um die Gebiete unter Kontrolle zu bringen. Inzwischen hat sie sich jedoch von den Ampatuans distanziert.

Insgesamt wurden am Wochenende 32 Menschen festgenommen, darunter 20 Kämpfer der Ampatuan-Privatarmee. General Raymundo Ferrer, der während des Ausnahmezustands das Kommando über die Provinz führt, kündigte weitere Festnahmen an. Den Ermittlungen der Polizei zufolge hat Andal Ampatuan Junior vor knapp zwei Wochen 100 Bewaffnete beim Überfall auf den Autokonvoi seines politischen Rivalen Esmael Mangudadatu angeführt. Die Opfer wurden verschleppt und ermordet. Darunter waren 27 Journalisten. Sie wollten dokumentieren, wie ein Politiker den seit Jahrzehnten in der Provinz dominierenden Familienclan herausfordert. Anhänger Mangudadatus wollten die Papiere für dessen Kandidatur als Gouverneur einreichen. Diesen Posten wollte auch Ampatuan Junior.

Am Sonntag hoben die Sicherheitskräfte in Maguindanao ein umfangreiches Waffendepot aus. Dutzende automatische Waffen und große Mengen an Munition seien auf einer Plantage vergraben gewesen, teilte ein Armeesprecher mit. Eigentümer der Farm soll Ampatuan Senior sein.