nd-aktuell.de / 08.12.2009 / Politik / Seite 14

1000 Buddhas im Weinkeller

In Rheinland-Pfalz wird heute eine bundesweit einzigartige Dauerausstellung eröffnet

Birgit Reichert, dpa
Buddhas aller Größen und Farben aus vielen Ländern Asiens sind in einer neuen Ausstellung zu sehen, die heute im Moselort Traben-Trarbach eröffnet wird. So viele Buddha-Figuren unter einem Dach gibt es sonst nicht mehr, sagen Fachleute.

Traben-Trarbach. Sie sind alle Buddhas und sehen doch alle anders aus: Sie sind bunt, braun oder goldfarben. Sie sitzen, liegen, schreiten oder stehen. Und sie sind stecknadelgroß oder meterhoch. Mehr als 1000 Buddhas und 600 Mini-Buddhas aus vielen Ländern Asiens sind in einer neuen Ausstellung zu sehen, die heute im Moselort Traben-Trarbach ihre Türen öffnet. Der Mainzer Unternehmer Manfred Preuß hat die Buddha-Schar in den vergangenen 20 Jahren »aus Leidenschaft« zusammengetragen. Als der Platz zu Hause nicht mehr reichte, kaufte er eine alte Jugendstil-Weinkellerei an der Mosel und baute sie zum »Buddha-Haus« um.

Datenbank für Besucher

»Wir wollen über buddhistische Kunst und Lehre informieren«, sagt der 62-Jährige. Missionieren wolle keiner. »Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen noch wenig über den Buddhismus wissen.« Und das, obwohl diese Religion weltweit doch 350 bis 500 Millionen Anhänger hat. In der neuen Schau können sich Besucher in die verschiedenen philosophischen Richtungen des Buddhismus vertiefen – und in einer Datenbank neueste wissenschaftliche Erkenntnisse abrufen. »Wir sehen uns als eine Art Info-Center«, erklärt Preuß.

Die Ausstellung sei »etwas ganz Besonderes«, erzählt der Indologe und Buddhologie-Experte, Wolfgang Schumann. Es sei »bundesweit die größte Ausstellung, die sich Buddhas widmet«. Auch der Experte für fernöstliche Kunst, Claus Rettig aus Hamburg, bescheinigt: »So viele Buddha-Figuren unter einem Dach gibt es sonst nicht mehr.« Die Figuren aus Bronze, Holz, Messingblech oder Stein waren ursprünglich vermutlich vor allem in Klöstern aufgestellt. »Zuhause haben die Menschen eher kleine Buddhas, auch aus Gips oder Plastik.«

Lange Ohrläppchen

In der neuen Dauerausstellung, die in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden soll, kann man einiges lernen. Etwa, warum Buddha immer mit langen Ohrläppchen dargestellt wird. Das liege daran, dass der historische Buddha Siddhartha Gautama als Sohn einer noblen Familie schweren Ohrschmuck getragen habe, bevor er als hausloser Wanderbettler umherzog, sagte Schumann. Zudem erfährt man, dass es nur ein Vorurteil sei, dass Buddha einen dicken Bauch gehabt habe.

Das größte Exponat der Schau in Traben-Trabach misst 3,40 Meter und das Schwerste wiegt knapp zwei Tonnen. »Außer dem Buddhismus und der altägyptischen Religion gibt es keine, die derart große Figuren geschaffen hat«, sagt Sinologe Rettig, der mehr als 20 Jahre in Asien gelebt hat. So gebe es in Rangun einen schlafenden Buddha, der 70 Meter lang sei. Und in Bangkok sogar eine Statue, die länger als eine Boeing 747 sei, sagt der Experte. »Das ist die Vorstellung von Macht.« Buddha-Besitzer Preuß beschäftigt sich seit 30 Jahren mit fernöstlicher Kultur. Ganz ohne Buddha ist er aber privat noch nicht. Auch wenn der weitaus größte Teil seiner Sammlung jetzt im »Buddha-Haus« steht: »Etwa 150 Stück habe ich noch zu Hause«, sagt er.