nd-aktuell.de / 08.12.2009 / Politik / Seite 14

Wasserglocke gegen Sitzblockaden

Hamburgs Polizei rüstet auf – ungeachtet sonstiger massiver Kürzungen im Haushalt der Hansestadt

Mirko Knoche, Hamburg
Ab sofort testen die Bundespolizei und die Bereitschaftspolizeien der Länder einen neuen Wasserwerfer. Eine Hamburger Boulevardzeitung berichtete dieser Tage, dass der Werfer zur Hamburger Demo »Recht auf Stadt« am 18. Dezember erstmals zum Einsatz kommen könnte.

Ein eckiges Ungetüm wird bald auf Deutschlands Demonstranten zurollen. »Wasserwerfer 10« heißt das Gefährt. Sein Äußeres erinnert an die monströsen Spielzeugautos aus »Transformers«-Actionfilmen. Tatsächlich soll der neue Wasserwerfer wahre Wunderwerke vollbringen können. Eine Wasserwand als Schutz für aufrückende Polizeireihen und eine Wasserglocke gegen Sitzblockaden sollen die neuen verstellbaren Düsen zaubern können. Das wusste zumindest ein Hamburger Boulevardblatt zu berichten. Demnach wird das Bürgerkriegsgerät bald seinen Ersteinsatz erleben – bei der »Recht auf Stadt«-Demo am 18. Dezember in der Hamburger Innenstadt.

Die Polizei der Hansestadt dementierte jedoch auf Nachfrage von ND einen geplanten Demo-Einsatz. Der neue Wasserwerfer sei letzte Woche bloß der Presse vorgestellt worden. Ausgeliefert würde er erst im Januar, so ein Polizeisprecher. Für technische Details verwies die Landes- an die Bundespolizei. Dort, beim Bundespolizeipräsidium in Potsdam, wusste man aber nichts vom Hamburger Wasserwerfer. Es gebe lediglich einen Prototypen. Der werde von den Bereitschaftstruppen der Bundespolizei auf Übungsplätzen getestet.

Ob, wann und wo die neue Superwaffe zum Einsatz kommt – das werden die Demonstranten der Republik wohl geduldig abwarten müssen. Bis spätestens 2019 sollen schließlich alle Wasserwerfer ausgetauscht sein – bundesweit. Das hatte die Innenministerkonferenz bereits im Jahr 2005 beschlossen.

An der Waterkant wird inzwischen schon ein ganzes Arsenal an neuer Polizeiausstattung eingesetzt. Bürgerrechtler sprechen von einer regelrechten »Aufrüstung« der Hamburger Polizei. Die harmloseren Varianten sind neue Streifenwagen mit eingebautem Suchscheinwerfer und extra Beinfreiheit. Zudem wird der Polizeifunk auf digitale Signale und Empfänger umgestellt. Die behördliche Kommunikation soll so abhörsicher werden.

Der schwarz-grüne Senat schafft aber auch neue Waffen an. Ausfahrbare Teleskop-Schlagstöcke aus Metall ersetzen die altbekannten Gummiknüppel. Hamburgs Polizisten erhalten außerdem neue Pistolen vom Typ Walther P99. Insgesamt 8500 Stück der aktuellen James-Bond-Waffe werden bis Ende 2013 an die Elbe geliefert. Das Rüstungsprogramm bleibt von den Hamburger Haushaltskürzungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro nämlich ausgespart.

Zu guter Letzt will sich Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) überdies eine eigene Kavallerie zulegen. Ab nächstem Jahr zieht Landluft ein in der Millionenstadt. Zehn Rösser werden Kundgebungen und Fußballstadien mit Pferdeäpfeln zieren. Doch wehe dem, der unter die Hufe gerät!