nd-aktuell.de / 08.12.2009 / Politik / Seite 7

Studentenprotest gegen iranische Regierung

Behörden kündigten hartes Vorgehen an

Wieder Gewalt in Teheran: Auf Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad reagierte die Polizei am Montag mit Tränengas und Schlagstöcken.

Teheran (AFP/ND). Die Teheraner Polizei hat Proteste gegen den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad am Montag gewaltsam aufgelöst. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, um eine Gruppe von Demonstranten nahe der Hauptstadt-Universität ausein-ander zu treiben, wie ein Augenzeuge gegenüber AFP sagte. Die Opposition hatte zu den neuerlichen Protesten gegen die umstrittene Wiederwahl Ahmadinedschads aufgerufen.

Bereits am Morgen postierten sich Hunderte Polizisten rund um die Teheraner Universität und auf den angrenzenden Straßen, wie Augenzeugen berichteten. Die Sicherheitskräfte errichteten auch Straßensperren, um den Zugang zum Campus zu kontrollieren. Die Demonstranten skandierten Slogans gegen Ahmadinedschad.

Laut der Nachrichtenagentur Fars versammelten sich rund 2000 Studenten zu einer offiziellen Kundgebung in der Universität, um das geistliche Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, zu unterstützen. Etwa 50 Anhänger des Oppositionsführers Mir Hossein Mussawi hätten versucht, die Versammlung zu stören. Anlässlich des nationalen Tages der Studenten wurde an drei Studenten erinnert, die 1953 bei antiamerikanischen Protesten von der Schah-Polizei getötet worden waren.

Eine Studentengruppe wiederholte am Montag im Internet ihren Aufruf zu demonstrieren und appellierte auch an die Bevölkerung, sich den Studenten anzuschließen. Mussawi kritisierte auf seiner Website die Regierung: »Wenn ihr in den Universitäten Schweigen vorschreibt – was könnt ihr dann für die Gesellschaft tun?«

Die Behörden hatten am Wochenende ein hartes Vorgehen gegen die Demonstranten angekündigt. »Illegale« Versammlungen rund um die Universitäten wurden untersagt. Die konservative Parlamentsfraktion rief die Oppositionsführer am Montag auf, ihren »politischen Starrsinn« aufzugeben.

Die Proteste nach der Präsidentschaftswahl vom 12. Juni hatten Iran in die schwerste innenpolitische Krise seit Gründung der Islamischen Republik vor 30 Jahren gestürzt. Dutzende Menschen wurden bei den Unruhen getötet, mehr als 4000 Regierungskritiker festgenommen.