nd-aktuell.de / 16.12.2009 / Politik / Seite 8

Klimadiplomat

Lumumba Di-Aping / Sudans UN-Botschafter ist Sprecher der G77 in Kopenhagen

Kurt Stenger

Lumumba Stanislaus-Kaw Di-Aping hat eine der schwierigsten Aufgaben bei der UN-Klimakonferenz. Immerhin soll er in Kopenhagen für über 130 Entwicklungs- und Schwellenländer sprechen, die der Staatengruppe der G77 angehören. Die Regierung Sudans hat Di-Aping für diesen Job auserkoren; der Staat wurde für dieses Jahr zum – wegen der brutalen Menschenrechtsverletzungen in Darfur heftig umstrittenen – Leiter der G77 gewählt. Dafür brauchte Khartum einen Profi-Diplomaten mit Erfahrung, den man im sudanesischen UN-Botschafter fand.

Der G77 gehören so unterschiedliche Staaten wie Brasilien, Mikronesien, Ruanda oder die Vereinigten Arabischen Emirate an. Ihr Sprecher könnte also auf breite, inhaltsleere Kompromissformeln setzen. Das genaue Gegenteil bei Di-Aping: Auch wenn er meist in ruhigem Ton und gewählten Formulierungen vorträgt, sendet er mit Nachdruck klare Botschaften aus. Und schreckt bisweilen auch vor drastischen Formulierungen nicht zurück: Den ersten Vorschlag der dänischen Konferenzleitung für ein Abkommen mit allzu geringen Klimaschutzverpflichtungen bezeichnete er als »Selbstmord-Pakt« für Afrika. Gleichzeitig forderte er extrem hohe Finanzhilfen für arme Länder von jährlich 300 bis 500 Milliarden Euro ab 2020.

Übertreibung ist bei Di-Aping indes Strategie. Er will den Industrieländern, deren arrogantes Auftreten in Kopenhagen selbst auf den Fluren des Bella-Konferenzzentrums für Proteste gesorgt hat, ihre historische Verantwortung deutlich machen. Sie seien beim Klimaschutz gefragt – eine Linie, welche auch die G77-Staaten eint.

Kritiker vor allem aus den Industriestaaten werfen dem sudanesischen Diplomaten vor, wenig konstruktiv zu agieren. Ihre Entgegnungen sind indes kaum mehr als billige Anfeindungen – so merkte ein europäisches Delegationsmitglied an, Di-Aping kenne die Probleme Afrikas gar nicht persönlich, da er schon lange in New York lebe.

In der entscheidenden Verhandlungsphase, die am Donnerstag startet, wird er indes keine große Rolle mehr spielen. Längst gibt es konkrete Vorschläge einzelner Ländergruppen, bei denen die G77 nicht als Block auftritt. Dann sollen es ohnehin die Staats- und Regierungschefs richten.