Maulkorb in Mordfall?

Strafbefehl im Fall von Marwa El-Sherbini

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (ND-Heilig). 6000 Euro Buße oder zwei Monate Gefängnis! Vor diese Alternative sieht sich Dr. Sabine Schiffer, Chefin des Erlanger Instituts für Medienverantwortung, gestellt. Zwischen Weihnachten und Neujahr war der Wissenschaftlerin ein Strafbefehl zugegangen, der im Zusammenhang mit dem Prozess um die Ermordung der Ägypterin Marwa El-Sherbini steht. Der Fall hatte international Aufmerksamkeit und Entsetzen ausgelöst, denn die junge Frau war am 1. Juli 2009 im Dresdner Gerichtssaal erstochen worden.

Sabine Schiffer, so die Justiz, habe in einem Rundfunk-Interview einem Polizisten zu Unrecht vorgeworfen, er habe den schützend eingreifenden Ehemann der Ägypterin aus rassistischen Gründen angeschossen. Nach Ansicht des Gerichts gibt es dafür keine Hinweise. Vielmehr habe der aus einem benachbarten Gerichtssaal herbeigeeilte Beamte in dem Ehemann den aktiveren Teil der miteinander ringenden Männer gesehen und deshalb auf diesen und nicht auf den eigentlichen Täter geschossen. Das Ermittlungsverfahren gegen den Beamten ist inzwischen eingestellt.

Schiffer hat gegen den Strafbefehl Widerspruch eingelegt. Der Fall, der nach ihrer Ansicht noch zahlreiche offene Fragen birgt, werde nun öffentlich verhandelt. Solange die Fragen nicht geklärt sind, beharrt Sabine Schiffer auf ihrem Recht der freien Meinungsäußerung. Einer Medienwissenschaftlerin und unabhängigen Beobachterin müsse erlaubt sein, Beobachtungen und Überlegungen öffentlich zu äußern, die ihrer Meinung nach zur Aufklärung dieser Tragödie dienlich sein könnten.

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