Torfestival mit schwarzer Null

Kölner Oldies gewannen Fußball-Spektakel in der Max-Schmeling-Halle

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 2 Min.
Torjubel in der Schmeling-Halle
Torjubel in der Schmeling-Halle

Was soll man schon machen, wenn das Jahr mit einem verlängerten Wochenende beginnt? Gehen wir eben Fußball gucken, dachten sich jedenfalls 6112 Fans und pilgerten am Sonnabend in die Max-Schmeling-Halle. Auf dem dort ausgelegten Kunststoffrasen trafen sich immerhin elf ehemalige Nationalkicker sowie einige Dutzend weiterer Balltreter mit einstmals bundesweiter oder wenigstens regionaler Bedeutung. Neben den beiden Berliner Oldie-Teams von Hertha BSC und Union waren einstige Cracks des 1. FC Köln, von Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen angereist. Namen wie Ulf Kirsten, Uli Borowka, Michael Preetz, Steffen Baumgart, Kalle Flipsen oder Matthias Scherz haben in den Ohren der Fans immer noch einen guten Klang. Kein Wunder, dass sich die Spieler vor Autogrammwünschen kaum retten konnten.

Die große Nähe von Sportlern und Fans, die bei solchen Hallen-Fußballturnieren möglich ist, war übrigens einer der Gründe, weshalb diese Veranstaltung organisiert wurde. Bernd Kühn, Chef einer Sportconsultingfirma, möchte dieses Turnier in Berlin etablieren. »In England und auch in der Türkei wird Hallenfußball phänomenal aufgenommen«, sagt er. »Und zwischen 1971 und 1997 hat das Profi-Turnier in der Deutschlandhalle ja auch stets begeistert.« Indes scheuen die hoch dotierten Profis mittlerweile das Verletzungsrisiko in der Winterpause, so dass die Idee, es mit inzwischen pensionierten Kickern zu versuchen, durchaus reizvoll erscheint.

Am Sonnabend jedenfalls funktionierte das prächtig. Mit Kind und Kegel hatten die Berliner den Weg durch den hohen Schnee zur Schmeling-Halle gefunden. Und auch erstaunlich viele Berlingäste, die sich auf den Rängen sowie an Bratwurst- und Bierständen drängten. Nur ein Verkäufer von Bonbons, Lakritze und Gummibärchen schaute etwas säuerlich hinter seinem Süßwarenstand hervor. Das Fußballpublikum schien mehr auf herbere Kost zu stehen.

Die Stimmung aber war prächtig. Wobei die Anhänger der alten Herren des Zweitligavereins Union eindeutig die Szene beherrschten. Obwohl ihre Helden um Oskar Kosche und Daniel Teixera nach einem Unentschieden gegen Hertha und einer Niederlage gegen Bremen vorzeitig die Segel streichen mussten, feierten sie weiter. Später, als sich ausgerechnet das Team mit der Mini-Fanschar aus Köln ins Finale geschossen hatte, schlugen sich die »eisernen« Fans auf die rheinische Seite. Denn ihr Lokalrivale aus Charlottenburg griff nach dem von einer Stromfirma gespendeten Pokal. Die Veteranen um Christian Fiedler und Axel Kruse zeigten zwar so einiges, was ihrem abstiegsbedrohten Profiteam fehlte, konnten aber die 3:6-Niederlage gegen Köln nicht verhindern. Das Fazit der Veranstalter fiel letztlich zufrieden aus. »Wir haben zwar noch nicht jeden Cent zusammengerechnet, aber eine schwarze Null steht garantiert«, meinte Bernd Kühn.

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