Guter Grundwein ist die halbe Miete

»Nicht unbedingt zehn Tassen Glühwein an einem Abend trinken!«

  • Lesedauer: 3 Min.
Alle lieben Glühwein, alle fürchten die Folgen. Das muss nicht sein, meinte Deutschlands erste Glühweinkönigin NADINE THOME, Vorzeigefrau des Weihnachtsmarktes Trier. Mit der 24-jährigen Studentin der Medienwissenschaft aus Sinspelt (Südeifel) spricht RENE GRALLA über fachgerechtes Glühen ohne Reue.
ND: Weinköniginnen gibt es schon, wozu brauchen wir nebenbei noch eine Glühweinkönigin?
Thome: Sie können doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen! Glühwein ist ein eigenständiges Produkt, und das wird eben von mir vertreten.

Wie haben Sie Ihren neuen Job als Glühweinkönigin ergattert?
Ich trinke selbst gern Glühwein. Die Ausschreibung habe ich im Internet gefunden und mich aus Spaß beworben.

Die Basis des Glühweins ist selbstverständlich Wein. Welcher Wein darf es denn sein?
Für weißen Glühwein ein Müller-Thurgau, der hat nicht so viel Säure wie ein Riesling. Für roten Glühwein passt ein Dornfelder.

Soll der Wein schon eine gewisse Süße aufweisen?
Nein, das muss nicht sein. Schließlich wird ja sowieso mit Zucker nachgeholfen, bevor sich der Wein in Glühwein verwandelt.

Glühwein schmeckt lecker, Resultat sind aber oft Kopfschmerzen am nächsten Tag. Wie ist der Glühweinkater zu verhindern?
Nicht unbedingt zehn Tassen an einem Abend trinken! Und die Finger von dem Zeug lassen, was sich ohnehin eigentlich gar nicht Glühwein nennen darf, von Himbeerglüh bis Kirschglüh. Wenn dann noch Schnaps reingekippt wird, kriegen Sie einen dicken Kopf!

Was gehört in einen klassischen Glühweinmix, der nicht den Schädel brummen lässt?

Ein guter Grundwein ist die halbe Miete. Dazu Zimt, Nelken, frische Orange und Zitrone und ein klein wenig Sternanis.

Der Extraschuss Hochprozentiges, der gern genommen wird?
Damit versauen Sie ein gutes Produkt, vorausgesetzt, das es ein gutes Produkt ist. Schütten Sie zum Beispiel Amaretto rein, schmeckt das nicht wirklich besser, dafür haben Sie am nächsten Morgen tatsächlich ein Problem.

Und Sie? Sie müssen doch wohl schon von Amts wegen viel Glühwein konsumieren?
Mehr als eine Tasse trinke ich nicht pro Abend. Anschließend wechsele ich zu Kinderpunsch aus Traubensaft.

Abgesehen von Weihnachtsmarkt-Terminen: Wie sieht der Alltag einer Glühweinkönigin aus?
Deutschlandweit repräsentiere ich den Winzerglühwein, erkläre Medienvertretern wie Ihnen, was einen guten Glühwein ausmacht.

Sie wollen also das Image des Glühweins verbessern?
Genau. Viele Menschen haben ein Vorurteil: Glühwein gleich Flasche auf und rein in den Topf und warm machen – und hinterher Kopfweh. Dagegen setzen wir jetzt ein deutliches Zeichen: Auf dem Weihnachtsmarkt in Trier wird nicht gepanscht, hier wird nur guter Winzerwein verarbeitet. Unsere Winzer sollen sich stolz dazu bekennen dürfen, dass sie Glühwein produzieren.

Ihre Amtszeit endet zu Weihnachten?
Ja, mit dem letzten Tag des Weihnachtsmarktes. Trotzdem werde ich den Titel formal weiter führen bis zum Beginn der nächsten Adventssaison 200 und der Wahl meiner Nachfolgerin.

Der Trierer Weihnachtsmarkt feiert 2009 sein 30-jähriges Jubiläum. Dazu gibt es sogar ein Onlinespiel.
Ja, das haben Studenten entwickelt. Die Teilnehmer sollen mit Kobolden und Elfen, die in den Katakomben der Stadt werken, die Logistik des Weihnachtsmarktes organisieren, von Strom bis Glühwein, na klar! Das ist sehr lustig.

Und der Gesamtsieger gewinnt ein Date mit der Glühweinkönigin auf dem Weihnachtsmarkt?
Wie bitte?! Davon habe ich bis jetzt noch nichts gehört! (lacht).


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