nd-aktuell.de / 07.01.2010 / Politik / Seite 13

In der Streusalzkammer

Bernburg (dpa/ND). Ein Radlader in einem Salzstock bei Bernburg: Der Salzproduzent Esco, der zahlreiche Kommunen aus seinem Werk in Bernburg (Sachsen-Anhalt) mit Streusalz versorgt, baut das Material derzeit rund um die Uhr ab. Dennoch geht einigen Winterdiensten mittlerweile das Streusalz aus. Auftausalz gilt als das wirksamste Mittel, um Straßen und Autobahnen schnee- und eisfrei zu halten. »Wir hatten in den letzten zwei Wochen so viele Anfragen wie sonst in mehreren Monaten nicht«, so ein Esco-Sprecher. Um es abzubauen, müssen die Bergleute das Steinsalz entweder in Blöcken herausfräsen oder sprengen. Ein Großteil wird zu Streusalz verarbeitet. Schätzungen zufolge landen durchschnittlich fast 1,6 Millionen Tonnen Salz pro Jahr auf öffentlichen Verkehrswegen. Für die Umweltverbände ist jedes Gramm ein Gramm zu viel. Martin Ittershagen vom Bundesumweltamt empfiehlt »umweltfreundliche Alternativen« wie das Schneeschieben und salzfreie, abstumpfende Streumittel mit dem Umweltzeichen »Blauer Engel«. Solche salzfreien Streumittel wie Split, Kies, Granulat und Sand verminderten ebenso die Rutschgefahr. Salzgeschädigte Straßenbäume können nicht mehr genügend Wasser aufnehmen. Im Boden verdrängt das Salz zudem wichtige Pflanzennährstoffe und beeinträchtigt Mikroorganismen. Der Verband der Kali- und Salzindustrie verweist darauf, dass »die Umweltschäden in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sind, weil viel weniger und besser gestreut wird«. Tatsächlich setzte in vielen Kommunen nach den enormen Salzschäden an Straßen, Brücken, Autos und der Natur in früheren Jahren ein Umdenken ein. Generell wird weniger gestreut, zudem wird das Salz vor dem Streuen angefeuchtet, um sogenannte Wehverluste zu vermeiden. Damit lässt sich die nötige Salzmenge um immerhin 40 Prozent verringern. Angesichts leerer Kassen gehen auch immer mehr Kommunen dazu über, nur noch an gefährlichen Straßenabschnitten Salz zu streuen.