nd-aktuell.de / 09.01.2010 / Wissen / Seite 23

Frühe Seen auf dem Mars

Spuren deuten auf zeitweilige Warmphase hin

Walter Willems

Auf dem Mars gab es früher offenbar eine miteinander verbundene Seenlandschaft. In der Äquatorregion des Roten Planeten entdeckten britische Forscher Spuren mehrerer Gewässer von jeweils rund 20 Kilometern Durchmesser. Die Wissenschaftler des Imperial College London vermuten in der Zeitschrift »Geology« (Bd. 38, S. 71), dass es in dieser Marsregion vor rund drei Milliarden Jahren so warm wurde, dass das im Boden enthaltene Eis schmolz und sich in Senken ansammelte.

Bislang glaubten Forscher zwar, dass der Mars in seiner Frühzeit warm und feucht war. Aber man ging davon aus, vor knapp vier Milliarden Jahren habe der Planet den Großteil seiner Atmosphäre verloren und sei zu einer kalten Wüste verödet. Dass es auch noch später im geologischen Mars-Mittelalter, der sogenannten Hesperianischen Epoche, noch mindestens eine warme und feuchte Phase gab, belegen nun Aufnahmen der NASA-Sonde »Mars Reconaissance Orbiter«, die den Planeten seit knapp vier Jahren umkreist. Die Forscher analysierten Bilder aus der Umgebung von Ares Vallis, einer am Äquator gelegenen, 2000 Kilometer langen Schlucht.

In der Region liegen etliche Senken. Diese erklärte man sich bislang damit, dass im Boden gelagertes Eis plötzlich verdunstet und die Oberfläche daraufhin eingesackt sei. Die britischen Wissenschaftler entdeckten aber nun, dass viele Senken durch kleine gewundene Kanäle miteinander verbunden sind.

Die Landschaft ähnelt auffällig den Thermokarst-Gebieten in Alaska und Sibirien, in denen aus auftauenden Permafrostböden ein verzweigtes Seensystem entstand. Das Alter der Marsseen von etwa drei Milliarden Jahren errechneten die Forscher aus der Zahl der Meteoritenkrater in dieser Gegend. Als Ursache für die plötzlich einsetzende Warmphase vermuten sie vulkanische Aktivitäten, Einschläge von Meteoriten oder eine Verlagerung der Umlaufbahn des Mars um die Sonne. Entstehende Gase hätten sich dann zeitweilig in der Atmosphäre angereichert und so mehr Wärme auf dem Planeten gehalten. Diese warmen und feuchten Gegenden könnten nach Ansicht der Forscher auch günstige Bedingungen für die Entstehung von Leben auf dem Nachbarplaneten geboten haben.

»Die Erforschung des Mars hat sich bislang weitgehend auf die Frühphase und die jüngere Vergangenheit konzentriert«, sagt Studienleiter Nicholas Warner. »Wissenschaftler haben die Hesperianische Epoche weitgehend übersehen, weil der damalige Mars als frostiges Ödland galt. Unser Studie zeigt, dass dieses Mittelalter viel dynamischer war als wir bislang dachten.«

Konnte man die Krater und Täler auf dem Mars ursprünglich auch ohne strömende Flüssigkeiten erklären, so sind die nun fotografierten Verbindungskanäle – hier zwischen zwei Kratern nahe Ares Vallis – doch irdischen Flüssen zwischen Seen zu ähnlich, um keine analoge Ursache anzunehmen. (Foto: NASA - Print oder E-Paper)